Chorreise 2018 – Görlitz und Dresden 4.-8. Juli 2018
Am 4. Juli 2018 bestiegen 34 Teilnehmer zeitig in der Früh, aber überaus pünktlich
den Bus zur heurigen Chorreise. Nach Köln und Leipzig in vergangenen Jahren, ging
es in diesem Jahr in einen interessanten Winkel unseres Nachbarlandes – in die
schöne niederschlesische Stadt Görlitz an der Neiße und in Sachsens Hauptstadt
Dresden.
Von Baden aus führte uns der Weg über das Weinviertel in die böhmische Stadt
Kuttenberg (Kutna Hora). Diese Stadt ist untrennbar mit dem Silberbergbau
verbunden, wo bereits Ende des 13. Jahrhunderts etwa ein Drittel des europäischen
Silbers gewonnen wurde. Eben dort wurde der sogenannte "Prager Groschen"
geprägt. Nach einem herrlichen Mittagessen mit böhmischen Spezialitäten und
gutem Bier, stand ein kleiner Rundgang durch die historische Stadt auf dem
Programm. Der Reichtum der hiesigen Bergwerke ließ zahlreiche Denkmäler
entstehen, was der Stadt auch einen Eintrag in die Weltkulturerbeliste der UNESCO
einbrachte. Auf unserer Besichtigungstour sahen wir die Barbara-Kirche, das
Jesuitenseminar, den Welschen Hof (Münzstätte und königliche Residenz) sowie die
Jakobskirche. Anschließend ging es weiter nach Görlitz, wo wir unsere Zimmer in
einem Hotel direkt an der Neiße bezogen.
Bereits beim abendlichen Rundgang verspürten wir das tolle Flair dieser alten Stadt.

Abendessen in Görlitz
Görlitz ist die größte Stadt der Oberlausitz und gleichzeitig die östlichste Stadt
Deutschlands. Sie zählt mit ihren vielen Denkmälern zu den interessantesten Städten
in Sachsen. Die Bauten im Stadtzentrum entstanden in verschiedenen Epochen und
berichten von einer bewegten Geschichte der früheren Bewohner dieser historischen
Stadt. Das Ende des zweiten Weltkrieges brachte für Görlitz einschneidende
Veränderungen. Die Neiße wurde zum Grenzfluss und teilte die Stadt in das
deutsche Görlitz und das polnische Zgorzelec. Die Stadtführung durch die historische
Altstadt zeigte uns viele Sehenswürdigkeiten, wie den Reichenbacher Turm, die
Kaisertrutz, die Dreifaltigkeitskirche am Obermarkt, das alte und neue Rathaus und
auch die Peterskirche, die am Ufer der Neiße steht. In dieser evangelischen
Pfarrkirche Peter und Paul steht die sogenannte "Sonnenorgel", die lange Zeit
Mittelpunkt des Görlitzer Musiklebens war. Sie stammt von Eugenio Casparini mit
einem Prospekt von Johann Conrad Buchau und wurde Anfang des 18. Jahrhundert
vollendet. Aufgrund der strahlenförmig angeordneten zwölfstimmigen Pedalmixtur
wird die Orgel "Sonnenorgel" genannt. Unterhalb dieser Kirche befindet sich die
Vierradenmühle, heute ein feines Lokal. Von der Terrasse aus ist der nur wenige
Meter entfernte – heute polnische Teil Zgorzelec jenseits der Neiße zu sehen. Die
weitere Fahrt führte uns nach Ostritz zum Kloster Marienthal, wo wir schon von
einem befreundeten Mitbruder unseres Alt-Pfarrers Pater Amadeus erwartet wurden.
Dieses Kloster ist das älteste Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland,
das seit seiner Gründung 1234 bis heute ununterbrochen besteht. Eine interessante
und kurzweilige Führung durch die Klosteranlage gab uns Einblick in die Geschichte
und ließ uns das katastrophale Ausmaß des Hochwassers von 2010 erahnen. Aber
schon vier Jahre danach konnten die Renovierungsarbeiten mit einem Fest-Hochamt
abgeschlossen werden. Im Infofolder des Klosters ist zu lesen: "Tiere müssen
draußen bleiben" - das konnte nur Olli geschrieben haben! Er ist der einzige
Klosterkater der Welt und begutachtet neugierig alle Besucher des Klosters.
Der Nachmittag führte uns nach Herrnhut, wo wir die Geschichte und das Leben der
evangelischen Brüder-Unität Herrnhut kennen lernten. Mit ihrer missionarischen und
humanitären Arbeit hat diese Brüdergemeinde die kleine Stadt international bekannt
gemacht und die Gemeinschaft ist heute in mehr als 30 Ländern auf fünf Kontinenten
vertreten. Die Stadtführung begann mit der Besichtigung des Kirchensaales, dem
Heimatmuseum und einer Führung über den weltweit bekannten und
denkmalgeschützten Gottesacker (eine alte Bezeichnung für einen Friedhof). Von
hier stammt auch der Herrnhuter Weihnachtsstern, der als schöne Tradition die
besinnliche Weihnachtszeit mit dem Basteln des Sternes beginnen lässt.
Am dritten Tag ging es nach dem Frühstück schon in Richtung Dresden. Pünktlich
und vollständig waren alle im Bus. Nur einer blieb lieber in Görlitz und wollte noch
einen Tag anhängen – der Koffer von Andrea und Hannes. So ein Fiesling! Er sollte
sogar noch einen Zwischenstopp in Dresden machen, allerdings ohne seine Besitzer!
Unser nächster Halt war in Bautzen. Bereits die zweisprachige Ortstafel zeigt, dass
wir uns im Gebiet der Sorben befinden. Diese sind eine nationale Minderheit, die
überwiegend in der Lausitz im östlichen Teil Deutschlands lebt. Ein kurzer Rundgang
führte uns durch die alte Stadt, die noch zum Teil von einer Stadtmauer umgeben ist,
vorbei an ihren Türmen, der Burg (Ortenburg) und durch die Gassen der verwinkelten
Altstadt, wo es viele, gut erhaltene Bürgerhäuser gibt. Interessant war der Dom St.
Peter, der als Simultankirche seit der Reformation sowohl von Katholiken als auch
von Lutheranern genutzt wird. Negative Bekanntheit erhielt die Stadt durch das
ehemalige Speziallager der sowjetischen Militäradministration und danach als DDR
Haftanstalt Bautzen I, das "gelbe Elend". Kurzes kulinarisches Shopping war in
Bautzen angesagt und so enterten einige von uns sowohl den Bautzner Senfladen
als auch die Manufaktur der "Pfefferküchlerei", um Mitbringsel zu erstehen.
Bei einer Fahrt nach Dresden darf natürlich auch nicht der Besuch von Meißen
fehlen. Hier wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts das erste europäische Porzellan
hergestellt. Der Besuch der Manufaktur führte uns durch die verschiedenen Bereiche
der Produktion und gewährte uns Einblicke in die handwerkliche Herstellung des
weltbekannten Porzellans. Hier sind auch heute noch wirkliche Künstler am Werk!
Die immer noch ausschließlich händisch durchgeführten Arbeitsschritte sind der
verständliche Grund für die hohen Preise. Hier werden die Begriffe Kunst und
Handwerk sinngemäß bestens vereint.

Manufaktur in Meißen
Anschließend ging es direkt in das Zentrum
von Dresden, wo wir in unserem Hotel in der Pragerstraße eincheckten. Alle – bis auf
den Koffer von Andrea und Hannes, der immer noch in Görlitz war (und nicht in
Berlin ... !).
Die Füße konnten wir uns anschließend bei einem ersten Rundgang durch den
Stadtkern vertreten und bekamen schon einen ersten Eindruck von all diesen tollen
Bauwerken.

Dresden
Der nächste Tag begann mit der Führung durch die Altstadt. überall wird
gegraben und neu gebaut. All die historischen Gebäude sind gut zu Fuß zu erreichen
und so konnten wir diese bestens bei der Stadtführung besichtigen. Was muss man
unbedingt hier gesehen haben? Kulturpalast, Brühlsche Terrassen, Kunstakademie,
Residenzschloß mit Grünem Gewölbe, katholische Hofkirche, Semperoper, Zwinger,
Fürstenzug (sächsische Herrscher aus acht Jahrhunderten sind hier meisterlich auf
ca. 24.000 Meißner Porzellanfliesen gebannt), Kreuzkirche und natürlich nicht zu
vergessen die Frauenkirche. Der Blick von den Brühlschen Terrassen auf die Elbe
zeigt, dass diese derzeit wegen der Trockenheit nur mehr knapp 60 cm Wasser führt.
Kaum vorstellbar, dass bei Hochwasser wie im Jahr 2010 Semperoper und Zwinger
zum Teil unter Wasser standen. Ein paar von uns wollten am freien Nachmittag eine
"Schifferlfahrt" auf der Elbe unternehmen, die aber wegen Niedrigwassers abgesagt
werden musste. Der Höhepunkt dieser Reise war natürlich der Besuch der
Frauenkirche. Wir kamen in den Genuss einer Orgelandacht mit zentraler
Kirchenführung zur Mittagszeit. Bei Musik und Wort kommt man zur Ruhe und
genießt vom Platz aus den Blick auf das Innere der Frauenkirche. Im Anschluß an
die Andacht erläuterte die Kirchenführerin Geschichte, Architektur und Ikonographie
der Kirche. An unserem freien Nachmittag schwirrten die Leute in der Stadt herum
und schwelgten noch in Kultur: Grünes Gewölbe, Ausblick vom Turm der
Frauenkirche oder genossen nur ganz einfach das Flair der Stadt bei einem kühlen
Bier. Einige besonders Kulturbeflissene besuchten abends die Semperoper, wo
"Carmen" gegeben wurde. Andere schlossen den Tag mit einem gemütlichen
Abendessen und dem Halbfinal-Match der Fußball-WM, wo wir natürlich für Kroatien
die Daumen drückten. Ob es der letzte Besuch in Dresden war? Sicher nicht!
Am Sonntag ging es zurück in die heimatlichen Gefilde. Der Bus brachte uns rasch
über Prag nach Iglau (Jihlava), wo wir nach dem Mittagessen noch eine Stadtführung
durch die ebenfalls uralte Silberbergwerkstadt machten. Die Iglauer Altstadt ist nicht
allzu groß. Bemerkenswert ist die St. Jakob Kirche, in der die zweitgrößte Glocke
Mährens hängt, die "Susanne" oder "Susl" genannt wird. Gustav Mahler verbrachte
den größten Teil seiner Kindheit in diesem Ort und daher durfte natürlich auch ein
Blick auf sein Wohnhaus nicht fehlen.
Jede Reise endet einmal und wir kamen wohlbehalten Sonntagabend in Baden an,
voll mit neuen Eindrücken. Bedanken möchte ich mich bei allen Teilnehmern – Ihr
ward toll und immer so pünktlich bei unseren Programmpunkten! Vielen Dank, liebe
Adelheid für die gute Idee zu dieser Reise und für all Deine Bemühungen und die
Organisation. Es war ein schönes gemeinsames Erlebnis!
Ich glaube wir freuen uns alle auf einen ereignisreichen (arbeitsreichen?) Herbst mit
vielen neuen Projekten und Probenstunden. Die Gedanken sind schon bei der
nächsten Chorreise, bei der wir hoffentlich auch unseren lieben Regens Andjelko
(vielleicht samt Familie) mitnehmen können!
Ach übrigens - dem Koffer gefiel es so gut in Dresden, dass er noch ein paar Tage
mehr eingelegt hat und länger dortgeblieben ist. Er erreichte per Hauszustellung 10
Tage nach unserer Rückkehr doch noch Wiener Neustadt!
(Text: Brigitte Decker)
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