Mozarts Briefe an Anton Stoll

Brief aus Wien, Ende Mai 1791

Liebster Stoll!
|: seyens kein Schroll :|

Imo möchte ich wissen ob gestern Stadtler bey ihnen war, und die Messe von mir begehret hat? – Ja? – so hoffe ich sie heute noch zu erhalten; wo nicht, so bitte ich Sie die güte zu haben mir sie gleich zu schicken NB mit allen Stimmen. Ich werde sie bald wieder zurückstellen. –

Mozarts Briefe an Anton Stoll

2do bitte ich sie für meine Frau eine kleine Wohnung zu bestellen; – Sie braucht nur 2 Zimmer; – oder ein Zimmer und ein Kabinetchen. – das nothwendigste aber ist; daß es zu ebener Erde seye; – das liebste Quartier wäre mir das, welches Goldhahn bewohnt hat zu ebener Erde, beym Fleischhacker. – Dahin bitte ich Sie zuerst zu gehen – Vielleicht ist es noch zu haben. – meine Frau wird Sammstag oder längstens Montag hinauskommen. – bekommen wir dieses nicht, so ist blos darauf zu sehen, daß es etwas nahe beym Baad seye – noch mehr aber, daß es zu ebener Erde sey – beym Stadtschreiber wo H: Dr Alt zu ebener Erde gewohnt hat, wäre es auch recht – aber das vom Fleischhacker wäre allen übrigen vorzuziehen.

3tio – möchte ich auch wissen, ob schon Theater in Baaden ist? – und bitte um die Schlenigste Antwort und berichtigung dieser 3 Punkten.

Mozart m/p

P.S. meine Addreße ist:
in der Rauhensteingasse im Kayserhaus N° 970 Ersten Stock –
P.S. das ist der dumste Brief den ich in meinem leben geschrieben habe; aber für Sie ist er Just recht.

Brief aus Wien, vom 12. Juli 1791

liebster Stoll!
bester knoll!
grosster Schroll!
bist Sternvoll!
– gelt, das Moll
thut dir Wohl? –

Ich habe eine bitte an Sie, und die ist, Sie möchten die güte haben mir gleich mit dem ersten Wagen morgen die Messe von mir ex B, welche wir verflossenen Sonntag gemacht haben, sammt dem Graduale ex B vom Michael Haydn Pax vobis – so wir auch gemacht haben, herein schicken – versteht sich, nicht die Partitur, sondern die Stimmen – weil ich gebeten worden bin in einer kirche eine Messe zu dirigieren; – glauben sie nur nicht daß es so eine Ausflucht seye die Messe wieder zu haben – wenn ich Sie nicht gerne in ihren Händen wüsste, würde ich sie ihnen nie gegeben haben. – im gegentheile mache ich mir ein vergnügen, wenn ich ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann. – ich verlasse mich ganz auf Sie, denn ich habe mein Wort gegeben.

Mozart.

Wienn den 12ten Jull. 791.

Zweite Seite mit verstellter Handschrift:

Bester Herr v Schroll!

Setzen Sie uns nicht an sonst sitzen wir in dreck meine herzliche zärtliche Handschrift giebt Zeuge ab, der Wahrheit, was Sie H:r v Mozart ersuchte, folglich – die Meß und das graduale v Mich Haydn oder keine Nachricht von seiner opera.
Wir werden Ihnen selbes alsogleich zurücksenden. Apropo erweisen Sie mir eine gefalligkeit meiner lieben Theres einen Handkuß auszurichten, wo nicht – ewige Feindschaft – Davon muß Ihre Handschrift Zeuge sein, so wie die meinige gegenwärtig. Alsdann sollen Sie richtig die Michl Haydnsche Meß bekommen um welche ich meinem Vater schon geschrieben habe. Also ein Mann hält sein Wort.

 

Ich bin Ihr

ächter freund
franz Süssmayer
Scheisdreck.

Scheishäusel den 12 Juli