Václav Emanuel Horak
(1. Jänner 1800 - 3. September 1871)
Horák wurde am 1. Jänner 1800 in Lobec, einem kleinen Ort nördlich
von Prag, geboren. 1813 kam er nach Prag ins Gymnasium und war Sängerknabe und
Chorsänger an der "St. Nikolaus Kirche" in Prag-Kleinseite. Er studierte Philosophie
und Jura und betrieb seine musikalische Ausbildung zuerst als Autodidakt. Später
nahm er Unterricht bei Friedrich Dionys Weber (1766 - 1842) und Johann August
Vitásek (1770 - 1839). Weber war Mitbegründer und erster Direktor des
Prager Konservatoriums, Vitáseks Name wird in einer Liste von Mozarts
Schülern angeführt. Anfangs als privater Musikpädagoge tätig,
unterrichtete er ab 1833 an der drei Jahre zuvor gegründeten Prager Orgelschule
Gesang, ab 1837/38 außerdem noch Harmonielehre. Die der Orgelschule angegliederte
Gesangsschule existierte bis 1839. Von 1838 bis 1855 war er Lehrer für Gesang
an der Prager Lehrerbildungsanstalt.
Bis zu seinem Tod war Horák an verschiedenen Prager Kirchen tätig:
als Organist um 1830 an der "Dreifaltigkeitskirche" und ab 1833 an
der "Teynkirche", in der er ab 1859 auch Regens Chori war. Diese Tätigkeit
übte er vorher schon in "Maria Schnee" von 1837 - 1853 und von
1853 - 1859 in "St. Adalbert" aus. Ab September 1850 war er für
ein Jahr Direktor der 1840 gegründeten Prager Sophienakademie
(ein Laienorchester, in dem auch "Profis" mitspielten).
Horák starb in Prag und ist in seinem Geburtsort Lobec begraben.
Horák gehört zu den führenden tschechischen Kirchenmusikern
des 19. Jahrhunderts. Seine Musik ist romantisch geprägt und in seinen
Messen ist die Orientierung an Schubert zu erkennen. Seine geistlichen Werke
waren innerhalb und außerhalb Böhmens sehr beliebt, was die zahlreiche
Abschriften und Drucke bezeugen. Sie finden sich bis heute im Repertoire
tschechischer Kirchenchöre. Die Werke sind von eingängiger Melodik,
leicht singbar und haben ihre Wurzeln in der Wiener Klassik. Ein Teil seiner
Werke ist verschollen und das Vorhandene noch nicht vollständig erschlossen.
Sein weltliches Werk in Form von Liedern und Chören trug zur "nationalen
Wiedergeburt" der Tschechen bei.
Zahlreiche Vereinigungen verliehen ihm die Ehrenmitgliedschaft, darunter auch
das Mozarteum in Salzburg. Diese weltweit anerkannte Institution geht zurück
auf das Jahr 1841. Der Hof- und Gerichtsadvokat Franz von Hilleprandt gründete
damals den "Dom-Musik-Verein und Mozarteum", um das darniederliegende
Musikleben in Salzburg zu beleben. 1880 gründeten Bürger der Stadt
Salzburg daraus den Verein "Internationale Stiftung Mozarteum".
Grundlage der Sammlung sind die Schenkungen Karl Mozarts (1784 - 1858),
der, kinderlos, das Mozarteum zum Erben einsetzte.
Werke:
11 Messen, darunter die "Missa quinta in B" für Soli, vierstimmigen
gemischten Chor, Orchester und Orgel oder Orgel allein, die zu unseren
Repertoiremessen zählt. Besonders beliebt und oft gesungen ist auch seine
"Missa pastoralis in G" für Sopran, Alt, Tenor und Baß
mit Orchester. Drei Requien, Motetten, eine Passion und zwei "Te Deum" neben
zahlreichen weltlichen Chören und Liedern sind von ihm erhalten.
"Über die Mehrdeutigkeit der Akkorde", Prag 1846
"Die Mehrdeutigkeit der Harmonien nach leichtfaßlichen
aus der harmonischen Progression entlehnten Grundsätzen." Leipzig 1846
"Gesangschule für Sopran und Alt mit Begleitung einer
Violine. Mit besonderer Rücksichtnahme für Gesanglehrer
auf dem Lande. Verfaßt von Wenzel Emanuel Horák,
Chordirektor und Gesanglehrer der Lehramtskandidaten an der
k.k.böhmischen Hauptschule zu Prag." Prag 1855
"Kleine Gesangschule für eine Baßstimme." Prag 1857
Text: Adelheid Hlawacek
Quellen:
Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil Bd 9; Kassel, 2., neubearb. Aufl. 2003
Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd 5; München 1997
Riemann Musiklexikon, Personenteil Bd A - K; Mainz 1959
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