Andrea Gabrieli

(ca. 1530 – 1585 od. 1586)

Über die Lebensumstände Gabrielis ist nicht viel bekannt. Er war verheiratet, hatte aber keine Kinder und lebte und starb in Venedig. Das früheste bekannte Datum über ihn stammt aus dem Jahr 1536, wo er als Sänger in der Kapelle von San Marco geführt wird. In den 1550er Jahren war er vermutlich Sänger an der Kathedrale von Verona. 1558 wird er als Organist an einer Kirche in Venedig erwähnt.1562 verläßt er die Stadt, um mit dem unter der Leitung von Orlando di Lasso (1532 – 1594) stehenden musikalischen Gefolge Herzog Albrechts V. von Bayern zur Kaiserkrönung Maximilians II. nach Frankfurt am Main zu reisen. Während dieser und anderer Reisen knüpft er Kontakte zu Erzherzog Karl in Graz und auch zu den Fuggern in Augsburg. Er reist durch Deutschland und Böhmen und kehrt 1564 nach Venedig zurück, wo er Zweiter Organist und 1585 Erster Organist an San Marco wird.

Zu seinen Schülern zählen u.a. sein Neffe Giovanni Gabrieli (ca. 1554 – 1612) und Hans Leo Hassler (1564 – 1612). Die hohe Wertschätzung Gabrielis ist aus wiederholten Staatsaufträgen der Republik Venedig zu erkennen, so z.B. komponiert er eine Festmusik aus Anlaß des Sieges in der Seeschlacht bei Lepanto 1571. Er schreibt auch “Theatermusik”: im März 1585 wird seine für die Eröffnung eines Theaters in Vicenza komponierte Chormusik zu Sophokles “Oedipus Tyrannos” aufgeführt. Sie ist das einzig erhaltene Beispiel des 16. Jahrhunderts für Musik, die eigens zur Begleitung von Tragödien konzipiert war.

Er galt und gilt auch heute als einer der bedeutendsten Komponisten des späten 16. Jahrhunderts. Er komponierte für alle damaligen Gattungen der italienischen Musik, wie z.B. Madrigal, Motette und Messen, wobei die weltliche Musik in seinem Schaffen einen breiten Raum einnimmt. Er lebte von seiner Tätigkeit als Organist und war zu Lebzeiten hauptsächlich als praktischer Musiker berühmt. Sein Ruhm hielt sich weit ins 17. Jahrhundert, vor allem deshalb, weil sein Neffe die Werke sorgfältig drucken und verlegen ließ. Zahlreiche Nachdrucke in Italien und nördlich der Alpen – vor allem in Nordeuropa – legen davon Zeugnis ab. Seine “Missa brevis in F” zählt zu unseren Repertoiremessen.

Text: Adelheid Hlawacek

Quelle:
Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd 7; Kassel 2002