Josef Böhm

(16. März 1875 – 16. Dezember 1964)

Joseph Maria BöhmJosef (auch Joseph Maria) Böhm wurde am 16. März 1875 in Oberdöbling – damals Niederösterreich – geboren. Kirchenmusik und Orgelspiel wurden ihm gleichsam in die Wiege gelegt. Großvater, Vater und Onkel waren Organisten, Vater und Onkel dazu noch Komponisten. Alle waren zumindest durch ihr Orgelspiel im kirchlichen Bereich tätig. Bereits mit 12 Jahren nahm ihn sein Onkel Josef Böhm (1841 – 1893) in die Kirchenmusikschule des Ambrosius-Vereins auf, deren Direktor er war. 1894 legte er die Staatsprüfung für Orgel und Klavier ab, war aber im selben Jahr bereits am 1. Jänner als Organist an der Kirche „Am Hof“ angestellt worden. Als Freiwilliger bei der Militärmusik ab 1895 erhielt er verschiedene Vergünstigungen, u.a. konnte er seinen Dienst als Organist weiter ausüben. In seiner dreieinhalbjährigen Dienstzeit spielte er rund 500-mal bei Konzerten, Bällen u. ä. Veranstaltungen. Wieder im Zivilleben legte er 1899 die Staatsprüfung im Fach „Gesang“ ab und nahm zusätzlich die Stelle eines Organisten und Regens Chori bei den Barmherzigen Brüdern an. Ein Probespiel 1900 für die Anstellung als Hoforganist in der Kirche „Am Hof“ brachte nicht den gewünschten Erfolg, aber 1903 bewarb er sich erfolgreich um die Stelle des zweiten Organisten am Stephansdom. Zusätzlich wurde er Orgellehrer an der allgemeinen Kirchenmusikschule.

Nach erfolgreichem Probespiel im Oktober 1909 im Zisterzienserstift Heiligenkreuz löste er diese vier umfangreichen und fordernden Verpflichtungen in Wien auf und trat am 1. März 1910 sein Amt als Stiftsorganist und Musiklehrer am Konvikt an. Er unterrichtete Gesang, Klavier und Geige. Am 31. Jänner 1931 verlieh ihm Bundespräsident Wilhelm Miklas (1872 – 1956) als Anerkennung für sein Wirken den Berufstitel Professor.

Krankheitshalber musste er 1956 den Dienst als Stiftsorganist aufgeben. Seine Gattin Elisabeth, geb. Pacht, mit der er seit 1901 verheiratet war, betreute ihn aufopfernd. Als sie infolge eines Unfalls ins Krankenhaus musste, erlosch gleichsam sein Lebenswille und er starb letztendlich am 16. Dezember 1964 im Alter von 89 Jahren in Mödling.

Werke:

Er schuf über 100 Kompositionen, darunter 8 Messen, drei Requien, ein Te Deum, Proprien, geistliche Lieder und weltliche Chöre, sowie eine Suite für Streichorchester. Das Osterproprium, bestehend aus op. 102 (Introitus), op. 22/6 (Graduale), op. 8 (Offertorium) und op. 103 (Communio) ist seit Jahren fester Bestandteil unseres Repertoires. Vor allem das Offertorium -Terra tremuit – ist für die meisten Chormitglieder aus dem Ostergottesdienst nicht wegzudenken. Wir singen es in der Fassung des Komponisten. Die anderen Teile des Propriums werden begleitet mit einem Streichersatz von Josef Thomas Biegler, Regens Chori in St. Stephan von 1949 – 1971, und dem Bläsersatz von Franz Pandion, ehemaliger Musiklehrer und Chormitglied.

Text: Adelheid Hlawacek

Quellen:
Niemetz, Alois: 800 Jahre Musikpflege in Heiligenkreuz, Heiligenkreuz 1977
Wikipedia: Josef Böhm (Kirchenmusiker, 1875)
Abbildung: Josef Böhm an der restaurierten Kober-Orgel 1952 (aus Niemetz, S. 113)