Josef Gruber
(18. April 1855 – 2. Dezember 1933)
Geboren in Wösendorf in der Wachau, einer Stiftspfarre von St. Florian, kam er schon früh aus seinem Heimatort in das Augustiner Chorherrenstift, wo er seine erste musikalische Ausbildung als Sängerknabe erhielt. Ignaz Traumihler (1815 – 1884) war dort seit 1852 Stiftskapellmeister. Auch Anton Bruckner war bis 1855 unter diesem Stiftsorganist. Harmonielehre studierte Gruber u.a. bei Anton Bruckner (1887/1888), der ein ständiger Gast in St. Florian war. Sein Kompositionslehrer war J. E. Habert. Von 1906 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand war er Musikprofessor an der Lehrerbildungsanstalt in Linz. Immer wieder wird er mit Franz Xaver Gruber, dem Komponisten von “Stille Nacht”, verwechselt.
Der Einfluß des strengen Cäcilianers Traumihler prägte Grubers erste Schaffensperiode. Der Einfluß Bruckners, Haberts und des Stiftskapellmeisters Deubler – Traumihlers Nachfolger – milderte die Strenge des Cäcilianismus und Gruber fand Anschluß an die pragmatische Kirchenmusik, wie sie vor 1914 entwickelt wurde. Seine Werke sind eine Verschmelzung von österreichischem Cäcilianismus und klassizistisch konzertanter Richtung. Viele Freunde fand vor allem seine im spätromantischen Stil verfaßte Kirchenmusik und man verlangte von ihm immer Neues. Nach der Statistik der österreichischen Kirchenmusik werden Grubers Werke in weit über 1200 österreichischen Kirchen gesungen. Zählt man Süddeutschland und Gebiete in den Nachfolgestaaten der Monarchie sowie Schlesien dazu, wird die Zahl um ein Vielfaches größer. Als Lehrerbildner vermittelte Gruber mehr als einer Generation das Rüstzeug für den kirchenmusikalischen Dienst. Seine “Jubiläumsmesse” op. 40 zählt zu den Repertoiremessen des Chores und wird daher meist mit Orgelbegleitung aufgeführt und nicht wie vorgesehen mit Orchesterbegleitung. Komponiert wurde sie zur Feier des 50jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. im Jahr 1898.
Werke:
Gruber schuf über 300 kirchenmusikalische Werke, darunter 58 Messen und 17 Requien. Er hinterließ außerdem zahlreiche Proprien, deutsche Messen, deutsche Lieder, Litaneien, Orgelwerke und ein Handbuch für die Orgel in drei Teilen sowie eine Orgelschule und ein Präludierbuch.
Acappella-Werke:
- Thomasmesse, op. 83, 7stimmig
- Missa “Salve Regina”, op.197
- Requiem Es, op.3
u.v.a
Mit Orgel:
- Theresienmesse, op.31
- Aloysiusmesse, op.76
- Familienmesse, op.117
u.v.a.
Mit Orchester:
- Missa St. Petri, op.14
- Elisabethmesse, op.36
- Jubiläumsmesse, op. 40
- Missa Papae Leonis, op.151
- Requiem d, op. 20
u.v.a.
Text: Adelheid Hlawacek
Quellen:
Musik in Geschichte und Gegenwart; Bd 5, 1989
Österreich Lexikon in zwei Bänden; Bd 1, 1995