Karl Kempter

(17. Jänner 1819 – 12. März 1871)

Karl KempterKarl Kempter wurde als siebtes und jüngstes Kind des Lehrers Mathias Kempter und seiner Frau Kreszentia in Limbach in Bayern geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, doch bemühte sich sein Vater, die schon früh erkannte Musikalität des Sohnes zu fördern. Im Alter von 12 Jahren gaben ihn die Eltern zur weiteren musikalischen Ausbildung nach Augsburg. Er wohnte bei Michael Keller, dem Organisten von St. Ullrich, der ihm richtungsweisende Impulse für seine spätere Entwicklung gab. Er erhielt eine Ausbildung in Gesang, Klavier- und Orgelspiel sowie in Komposition. Er studierte Generalbaß nach Johann Georg Albrechtsberger (1736 – 1809), Kontrapunkt nach Antonin Reicha (1770 – 1836) und die Klavierausbildung folgte den Grundsätzen von Johann Nepomuk Hummel (1778 – 1837). Innerhalb seiner Fachausbildung war sein Schwerpunkt die Kirchenmusik, die den Großteil seines Schaffens bildet. Im Alter von nur 18 Jahren übernahm er die Organistenstelle in St. Ullrich, die vorher sein Lehrer Michael Keller bekleidet hatte. Dieser übernahm die vakant gewordene Stelle des Regens chori. Nachdem Keller im Oktober 1839 auch noch Domkapellmeister in Augsburg geworden war, holte er sich am 1. November 1839 seinen besten Schüler als Domorganisten nach, der dieses Amt 25 Jahre ausübte. In dieser Anfangszeit entstehen seine ersten Kompositionen. Vom Gründungsjahr 1843 bis 1867 war er Mitglied der Augsburger Liedertafel, wo er zweiten Tenor sang. Für diesen Chor komponierte er einiges, sein Hauptwerk liegt aber auf dem Gebiet der Kirchenmusik.

1841 heiratet er Josefa von Cobres, die Tochter eines pensionierten österreichischen Offiziers. Der Ehe entstammen drei Kinder, ein Sohn und zwei Töchter. Obwohl er kaum seine engere Heimat verläßt, gibt es Kontakte zu den Stiften Kremsmünster und St. Florian, zum Kloster Einsiedeln in der Schweiz und auch nach Prag und Budapest. Er unterrichtet Musik am St. Stephanstift in Augsburg, ein von Benediktinern geführtes Gymnasium, und erteilt auch Privatunterricht. Nach dem Tod seines Lehrers und Freundes Keller wird Kempter sein Nachfolger als Domkapellmeister. Papst Pius IX. ernennt ihn zum Ehrenmitglieder der Academica Caecilia.

Während einer Unterrichtsstunde erleidet er einen Schlaganfall, von dem eine Lähmung und ein Nervenleiden zurück bleiben. Als weitere Folge legt er 1867 das Amt des Domkapellmeisters zurück. Sein Schüler Karl Kammerlander wird sein Nachfolger. Ein Unfall, der eine Gehirnerschütterung zur Folge hat, verschlimmert seine Leiden. Auch familiär muß er Schweres hinnehmen. Seine Frau stirbt 1869 und 1870 seine jüngste Tochter. Vereinsamt und schwer gezeichnet stirbt Kempter am 12. März 1871 und wird am Augsburger Hermannfriedhof begraben.

Werke:

Kempters kompositorisches Schaffen umfaßt, entsprechend seiner beruflichen Tätigkeit, überwiegend kirchenmusikalische Werke. Selten schuf er auch weltliche Kompositionen, so u.a. eine “Hymne an König Ludwig”, einen “Festmarsch für Klavier zu vier Händen” und einen Huldigungschor für Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847).

Großen Wert legte Kempter darauf, daß seine stark romantisch geprägten Kompositionen sowohl von kleinen Laienchören als auch in üppiger Besetzung mit großem Chor und vollem Orchester aufgeführt werden konnten. Seine lateinische Messe in G, op. 15, z. B. sei “… zum Gebrauche gut besetzter Land- und kleinerer Stadt-Chöre…” geeignet. Solche Hinweise berücksichtigen die oft unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Chören. Offenbar waren gute Männerstimmen und besonders Tenöre immer “Mangelware”, denn viele seiner Kompositionen sind so gestaltet, daß sie auch mit einfachster Besetzung in Begleitung einer Orgel aufgeführt werden konnten. Er weist oft in den Untertiteln darauf hin. Der Volksgesang beim Gottesdienst lag ihm so sehr am Herzen, daß er sogar ein Kirchengesangbuch herausgab.

Sein wohl bekanntestes Werk ist die Pastoralmesse in G-Dur, op. 24. Am Heiligen Abend 1851 wurde sie im Augsburger Dom uraufgeführt. Die Instrumentalbesetzung besteht aus einem obligaten Streichquartett (“… 2 Violinen, Viola, Violone” = Baßgeige) und Orgel, sowie Flöte, zwei Klarinetten, zwei Hörner, zwei Trompeten und Pauken ad libitum. Diese Instrumentierung ermöglicht bei der Aufführung eine große Flexibilität. Durch den zusätzlichen Einsatz von Bläsern und Pauken wird ein besonders festlicher Charakter erzielt. Wegen ihrer eingängigen Melodik hat diese Weihnachtsmesse besonders im süddeutschen Raum und in Österreich eine überaus weite Verbreitung gefunden. In der bei Böhm in Augsburg – so wie alle seine Werke – 1901 verlegten Ausgabe heißt sie einfach “Pastoralmesse”. Die Neuauflage 1949 trägt schon den Titel “Berühmte Pastoralmesse”. Die Bayerische Staatsbibliothek in München besitzt eine Dirigierpartitur mit handschriftlichen Eintragungen von Eugen Jochum (1902 – 1987). Die Berliner Philharmoniker und der Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin unter ihrem Dirigenten Karl Forster spielten eine Langspielplatte ein (Ariola), die heute als CD zu kaufen ist. Kempters Missa Sancta Nr. 1 in C, op. 13 zählt zu unseren Repertoiremessen.

Text: Adelheid Hlawacek

Quellen:
Festschrift zur Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Limbach vom 22. bis 24. Juni 1984; Hrsg.: Freiwillige Feuerwehr Limbach; Limbach 1984
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