Anton Stoll

Der Badener Schulmeister und sein Freund Mozart

Inhalt

Das Mittelalter geht zu Ende!

Als Anton Stoll in den 1760er-Jahren nach Baden kam, hatte das Städtchen etwa 1750 Einwohner. Rundherum war eine Stadtmauer mit Graben und Zinnen, mit Türmen und Toren. An der Spitze des Gemeinwesens stand der Stadtrichter, unterstützt von den Herren des Inneren und des Äußeren Rats. Bei festlichen Anlässen wie der Fronleichnamsprozession erschienen sie mit Perücke, Mantel und Degen, und der Stadtrichter ließ ein mächtiges Stadtrichterschwert vor sich hertragen. Immerhin hatte er Macht über Leben und Tod – noch drohte vom Richtberg der Galgen, noch stand auf dem Plätzchen am Anfang der Pfarrgasse der Pranger. Noch wurden die kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung und vor allem der Kurgäste von wandernden Theatergruppen und vom sonntäglichen Hochamt gestillt, und zur Freizeitgestaltung stand neben Kegelbahn, Wirtshaus und Heurigen nur die Schützengesellschaft zur Verfügung. So war es seit Jahrhunderten, und so erlebte es noch der junge Mozart bei seinen ersten Baden-Aufenthalten. Doch nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges ging das Mittelalter auch in Baden mit Riesenschritten dem Ende zu. Im Jahre 1775 erhielt die Kurstadt ihr erstes Theatergebäude (bereits an der heutigen Stelle); 1785 wurde der altehrwürdige Stadtrichter abgeschafft und durch einen Bürgermeister im heutigen Sinn ersetzt; 1786 eröffnete am Hauptplatz das erste Kaffeehaus, das sogenannte “Casino”, mit Speisesaal und Spielzimmern; 1788 verschwanden Galgen und Pranger; 1792 erfolgte die Anlage des ersten Kurparks; seit 1796 betrachtete Kaiser Franz die Schwefelstadt als seine Sommerresidenz; 1800 hatte Baden eine Einwohnerzahl von knapp 2000 erreicht. In diese dynamische Zeit fallen Anton Stolls Wirken als Schulmeister und Regens Chori und Mozarts Aufenthalte bei seinem Freund Anton Stoll.

Anton Stoll – Eckdaten seiner Biographie

Der neue Schulmeister, 1770

Am 2. Februar 1770 suchte der 23-jährige Anton Stoll, Präzeptor und Tenorist, um die Stelle des Schulmeisters und Regens Chori der Stadt Baden an, die durch den Tod des bisherigen Schulmeisters Matthias Wravetius freigeworden war.
Richter und Rat der Stadt Baden scheinen das für vorlaut gehalten zu haben und meinten, er solle einmal warten.1

Das Siegel Anton Stolls

Geburtsort und -datum Stolls sind unbekannt; das für gewöhnlich angegebene Geburtsdatum 1747 ist aus dem Todesdatum ungenau rückgerechnet, denn Stoll starb 1805 im Alter von 58 Jahren.2 Als Geburtsjahr Stolls kommt daher 1746 oder 1747 in Frage; da er aber bereits am 2. Februar 1770 als 23-jährig bezeichnet wird, spricht die Wahrscheinlichkeit eher für 1746. Nicht einmal der volle Name Stolls steht mit Sicherheit fest. In den Ratsprotokollen scheint er grundsätzlich als “Anton Stohl” auf, in den Pfarrmatriken als “Anton Stoll”. Er muß jedoch einen zweiten Taufnamen gehabt haben, denn auf seinem Siegel führt er die Initialen AJS.3 Dieses J ist wahrscheinlich mit Joseph aufzulösen, denn in ihren Erinnerungen nennt ihn seine Schwägerin Antonia Huber, verehelichte Haradauer, Joseph Stoll.4 Uns mag es kurios erscheinen, daß die Schwägerin, die nach ihren eigenen Worten bei Stoll aus und ein ging, sich nur so undeutlich an seinen Namen erinnerte: Stoll selbst nannte sich ausschließlich Anton, und gerade diesen Namen ließ sie unter den Tisch fallen! Doch ist dabei zu bedenken, daß sie den mehr als 30 Jahre Älteren sicherlich mit “Herr Schwager” anzureden hatte, nicht mit dem Vornamen! Jedenfalls ist festzuhalten, daß der volle Name des Mannes, der 1770 Schulmeister und Regens Chori von Baden werden sollte, aller Wahrscheinlichkeit nach Anton Joseph Stoll lautete.

Am 6. März 1770 kam es zur Testamentseröffnung des verstorbenen Wravetius – das Vermögen belief sich auf insgesamt nur 200 Gulden (bei einem Jahreseinkommen von rund 300 Gulden). Noch am selben Tag erhielt Stoll die Zusage der erbetenen Stellung.5

Hinter den Kulissen scheinen Verhandlungen gelaufen zu sein, von denen nichts im Ratsprotokoll steht, denn zwei Monate später, am 7. Mai 1770, heiratete Stoll die 34-jährige Jungfrau Carolina Wravec, Tochter des gewesten Chorregenten. Die Trauzeugen sind ein Hinweis darauf, welches Prestige die Stellung des Schulmeisters und Regens Chori hatte: Es wurden dafür Franz Kickher, Thurnermeister alda (= Leiter des städtischen Orchesters),und der Ratssenior Matthias Hoffer gewonnen.6

Aus dem Leben einer Schulmeisterfamilie

Dem Schulmeister der Stadt Baden stand – ebenso wie seinen Hilfslehrern eine Dienstwohnung im Schulgebäude Baden Nr. 3 (heute Pfarrgasse 16) zu. Sie bestand aus zwei gassenseitigen Zimmern, einer Küche und einer Speisekammer.7 Diese Wohnung bezog nun der frischgebackene Schulmeister Stoll mit seiner Frau Carolina, und hier wurden auch ihre Kinder geboren:
Am 23. Juni 1771 Franziska de Paula (dieses Kind mußten Anton und Carolina bereits am 31. August zu Grabe tragen);8
am 4. Februar 1773 wieder eine Franziska de Paula;
am 17. Mai 1774 Johanna;
am 7. Februar 1776 Antonia Franziska;
am 24. Juni 1777 Magdalena Franziska.9
Von der Geburt ihres fünften Kindes dürfte sich die inzwischen 43-jährige Carolina nicht mehr erholt haben, denn bereits am 17. Juli wurde sie zu Grabe getragen. Am 31. Jänner 1778 folgte ihr die kleine Magdalena.10

Interessant ist die Auswahl der Taufpaten. Für die beiden ältesten Töchter stellte sich die wohlgebohrne Frau Francisca de Paula edle Herrin von Reichmann gebohrne von Sayfrid zur Verfügung, die immerhin Inhaberin der Herrschaft Gutenbrunn bei Baden war. Bei der zweiten Taufe ließ sich die edle Herrin bereits durch Johanna Rollet, Richterin in Gutenbrunn, vertreten. Diese übernahm dann auch die Patenschaft der kleinen Johanna, denn 1774 war die Herrschaft Gutenbrunn in den Bankrott geschlittert und die Edlen von Reichmann hatten Baden verlassen.11

Für ihr viertes Kind, Antonia Franziska, wählte Familie Stoll eine ganz neue Taufpatin: Franziska Heim, Frau des bürgerlichen Fleischhackers Franz Heim. Diese sollte, bisweilen allein, meist gemeinsam mit ihrem Mann, die Patenschaft für alle weiteren Kinder Anton Stolls aus erster und zweiter Ehe übernehmen. Über Stoll hätte der Fleischhacker Franz Heim später, als Wunschquartiergeber Mozarts für seine Frau, fast eine Rolle in der Musikgeschichte bekommen.

Die zweite Familie Stoll

Nach Ablauf des Trauerjahres führte der Witwer am 1. Juli 1778 die 25jährige Jungfrau Katharina Huber, Tochter des “Doblhoffischen Ungelders” (Getränkesteuereinhebers) Franz Huber, zum Traualtar. Diesmal fungierten sogar zwei Ratsherren als Trauzeugen: der “Rathsfreund” Franz Zam und der Ratssenior Johann Gusmann.12 Bald stellten sich auch Kinder ein:
Am 24. Jänner 1780 Franciscus Borgias (er starb noch als Säugling, Begräbnis am 16. August 1780; am 24. Dezember 1780 mußte die Familie schon wieder zu einem Begräbnis: Im hohen Alter von 76 Jahren war im Hause Hauptplatz 57 (heute Hauptplatz 6) Anton Stolls Schwiegermutter Magdalena, Witwe des ehemaligen Regens Chori Matthias Wravec, gestorben);13
am 4. April 1781 Johann Nepomuk;
am 12. November 1783 Katharina;
am 26. Mai 1785 Theresia.14

Die dritte Ehe

Am 23. Mai 1795 starb Franziska, die älteste überlebende Tochter, im jugendlichen Alter von 22 Jahren an “Abzehrung”. Dieselbe Todesursache wird auch zwei Jahre später, am 20. Juli 1797 angegeben, als Stolls zweite Frau Katharina mit 46 Jahren starb.15 Ein zeitgenössisches Lexikon weiß zu melden, daß die Abzehrung oder Atrophie u.a. durch anhaltende niederdrückende oder aufreibende Affecte und Leidenschaften oder organische Fehler oder Mangel an gehöriger Nahrung oder reiner Luft entstehe.16 Wir wissen nicht, wie groß Stolls Dienstwohnung war, aber wir können uns vorstellen, daß bei sechs überlebenden Kindern die Verhältnisse beengt waren – vielleicht auch ungesund.

Nun litt es den Schulmeister nicht mehr in seiner Dienstwohnung, im Laufe des Jahres 1798 heiratete er Anna Maria Krippel, eine Witwe mit eigenem Haus. Er brauchte gar nicht weit zu ziehen – das Haus, das seit dem Tod ihres ersten Mannes 1781 ihr allein gehörte, war nämlich Pfarrgasse 5. Obwohl beide Ehepartner der Pfarre Baden St.Stephan angehörten, müssen sie auswärts geheiratet haben, denn in den hiesigen Kirchenbüchern scheint ihre Trauung nicht auf. Die Grundbücher sprechen aber eine eindeutige Sprache: Bis 1797 ist Anna Maria Krippel als Besitzerin genannt, ab 1798 Anton Stoll, ab 1805 seine Witwe Anna Stoll, die das Haus 1808 um 16.000 Gulden an Karl Graf Esterhazy verkaufte.17

Am 30. Mai 1805 starb Anton Stoll, Regens Chori und Schullehrer allhier, im Alter von 58 Jahren an Brustwassersucht.18 Vielleicht war auch dieser Tod eine Folge langjähriger ungesunder Wohnverhältnisse, denn das oben zitierte Lexikon bringt die Wassersucht besonders mit “abzehrenden” Krankheiten in Verbindung.19

Aus dem Wirken des Schulmeisters und Regens Chori Anton Stoll

Die Tätigkeit in der Schule

Anton Stoll begann seine Tätigkeit in Baden als Lehrer (“Präzeptor”) an der Pfarrschule und Solist (“Tenorist”) im Kirchenchor. 1770 stieg er zum Direktor der Schule (“Schulmeister”) und Leiter des Kirchenchors (“RegensChori”) auf. Zusätzlich zur normalen Unterrichtstätigkeit hatte er nun seinen Hilfslehrer zu beaufsichtigen, den Schulbetrieb zu organisieren, Sonntag für Sonntag das feierliche Hochamt zu leiten und die musikalische Ausbildung der Sängerknaben (und gelegentlich auch -mädchen) zu übernehmen.

Damit hatte er wohl mehr zu tun, als ihm lieb war, denn gerade in seine Amtszeit fielen die Schulreformen Maria Theresias. Was die Ausbildung betrifft, war er auf der Höhe der Zeit. Niemand geringerer als die Nö. Landesregierung bescheinigt, daß ein geschickter Schul- und Chorrektor dort (gemeint: in Baden) bereits vorhanden und nebst seinem Gehilfen in der verbesserten Lehrart geübet ist.20

Aber die Einführung der Schulpflicht und das schnelle Bevölkerungswachstum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten zu einem rasanten Anstieg der Schülerzahlen geführt, auch forderten die geänderten Lehrpläne der neuen “Trivialschule” ein entsprechendes Raumangebot. War man über 200 Jahre lang mit einem einzigen Klassenraum (“Schulzimmer”) in dem uralten Haus Pfarrgasse 16 ausgekommen, so mußte man nun ständig neue Einrichtungsgegenstände anschaffen und 1778 sogar ein zweites Klassenzimmer eröffnen. Solche Prozeduren waren damals um nichts einfacher als heute. 1775 z.B. ordnete der Kaiser persönlich an, daß die Stadt zur Finanzierung der 600 Gulden, die die Erweiterung kosten sollte, die Subvention der jährlichen Wallfahrt nach Mariazell umzuwidmen habe! Und als der neue Klassenraum fertig war, mußte Stoll eigens mit Richter und Rat der Stadt Baden verhandeln, bis er zwei Klafter Holz bekam, um ihn auch heizen zu können.21

Auch so etwas wie eine Schulbuchaktion gab es schon, und mit der Organisation war natürlich der Schulmeister betraut. Jedes Jahr hatte er die Zahl der schulpflichtigen Knaben und Mädchen festzustellen. Gleichzeitig hatte er zu erheben, wieviele von ihnen bedürftig seien, denn diese sollten die Bücher gratis bekommen. Er hatte dann die Bücher in den Buchlaaden der Normalschulle bey St.Anna in Wien zu bestellen und abzuholen sowie an die Kinder zu verteilen und das Geld zu kassieren.22

Stoll kam auf eine Anzahl von 251 schulpflichtigen Kindern, doch zeigte eine Inspektion von höherer Stelle, daß nur 43 davon tatsächlich die Pfarrschule besuchten. Die anderen gingen zum Teil gar nicht in die Schule, zum Teil besuchten sie “Winkelschulen”, wo vermutlich das Schulgeld billiger war. Die Stadt Baden erhielt nun Befehl, die “Winkelschulen” zu schließen und auch von den Eltern, die ihre Kinder nicht in den Unterricht schickten, das volle Schulgeld zu kassieren – notfalls mit Zwangsmitteln!23 So schnell ging das aber nicht, und die Schulbücher waren schon gar nicht anzubringen. Entnervt schickte Stoll 73 der bestellten Bücher und 8 Schultafeln zurück. Da kam er aber an die falschen! Die Nö. Regierung faßte das als Beweis dafür auf, daß Stoll nicht gesonnen sei, die Schulpflicht wirklich durchzusetzen. Umgehend erhielt er Befehl, die Bücher wieder abzuholen und sofort zu bezahlen.24

1791 kam wieder eine Inspektion, und dabei zeigte sich, daß von 410 Schulpflichtigen noch immer nur 187 tatsächlich kamen, und diese auch nicht regelmäßig – ungeachtet des guten Unterrichtes, welchen sie besonders in der zweyten Klasse (die wohl der Schulmeister selbst unterrichtete) erhalten! Zum Teil machte man dafür die unerträglichen Zustände im Schulgebäude verantwortlich: In Wahrheit sei überhaupt nur für ein Drittel der Schulpflichtigen Platz, und es kam ohnehin fast die Hälfte! Daher erging nun der Befehl, die Schule auf drei Klassenzimmer, wovon jedes 5 Klafter lang, 22 Schuh breit, 10 Schuh hoch seyn soll, zu erweitern.25 Man betrachtete also einen Raum von knapp 10 x 6,5 m bei 3 m Raumhöhe als ausreichend für fast 140 Kinder! Die Stadt reagierte auf die gewohnte Weise – “Net amol ignorieren!” -, und ausnahmsweise hatte das Kreisamt ein Einsehen. Statt der Schulerweiterung wurde 1792 Wechselunterricht für die erste Klasse angeordnet: die jüngeren vormittags, die älteren nachmittags.26 Erst 1797 begann man mit der Planung eines neuen Schulhauses. Allerdings war es eine echte Schnapsidee, was sich das Kreisamt da ausgedacht hatte: Die alte Schule sei sofort jetzt im Sommer zu versteigern (Rufpreis 3000 Gulden), der Unterricht habe ab Herbst in den Parterreräumen des Augustinerklosters stattzufinden, und während des Winters könne man dann in Ruhe den Neubau errichten.27 Es wird wohl Stolls ganzer Beredsamkeit bedurft haben, um die hohen Herren von diesem Projekt abzubringen!

Die Pfarrkirche mit dem alten Friedhofstor

Die Pfarrkirche mit dem alten Friedhofstor, 1652 (2 Wienertor; 3 Wienergasse, heute Antonsgasse)

Im Jahre 1800 hing der Baubeginn nur mehr daran, daß das alte Friedhofstor nicht abgerissen werden konnte, weil das Stübchen darüber dem Mesner gehörte, und angeblich war seine Dienstwohnung ohne dieses Kämmerchen zu klein! Da half Schulmeister Stoll aus der Sackgasse, indem er anbot, seine Dienstwohnung in der alten Schule kostenlos dem Mesner zu überlassen28 (Stoll konnte sich das leisten – wir haben ja schon gehört, daß er wenige Jahre zuvor eine Witwe mit Haus geheiratet hatte).

1801 war der Neubau endlich fertig. Man hatte ihn gegenüber der alten Schule errichtet, auf dem Gelände der ehemaligen Burg Baden, deren letzter Turm zu diesem Zweck abgerissen wurde (Pfarrplatz 1). Bezahlt wurde er von der Stadt und den Grundobrigkeiten und Herrschaften der Umgebung, die zur Pfarre St.Stephan gehörten und ihre Kinder hier in die Schule schickten. Paradoxerweise gab es damals nur mehr 350 Schulpflichtige, weil inzwischen Herrschaft Weikersdorf und Pfarre St.Helena in der heutigen Kornhäuselgasse eine eigene Schule eröffnet hatten. Und unglaublich: Wieder gab es nur zwei Klassen, die jeweils von einem “Gehilfen” geleitet wurden, aber sie waren jetzt so groß, daß sie über 150 Schüler fassen konnten! Auch wenn viele Kinder (bzw. Eltern) die Schulpflicht ignorierten – den Betrieb muß man sich einmal vorstellen!

1806, also ein Jahr nach dem Tod des Schulmeisters Stoll, waren es bereits 423 schulpflichtige Kinder, von denen sich etwa 10% vor dem Schulbesuch drückten – und noch immer gab es nur zwei Klassenräume!29 Aber immerhin hatte es Stoll in über dreißig Jahren beharrlicher Arbeit geschafft, die Schulpflicht durchzusetzen. Hatten zu Beginn seiner Amtszeit nicht einmal 20% der Kinder die Schule besucht, so war der Schulbesuch gegen Ende seines Wirkens auf rund 90% angestiegen!

Wirtschaftliche Tätigkeit

Praktisch jeder Badener Bürger hatte in früheren Jahrhunderten eine kleine Landwirtschaft, um möglichst mit frischem Obst, Gemüse, Milch und Eiern versorgt zu sein. Ein wenig Weinbau mit ein, zwei Mal Ausstecken im Jahr brachte in den meisten Haushalten ein erwünschtes Zusatzeinkommen.

Der Schulmeister und Regens Chori war da keine Ausnahme. Da noch nicht alle Grundbücher auf dem Gebiet der Stadt Baden systematisch durchgearbeitet sind, haben wir keinen vollständigen Überblick, doch wissen wir z.B., daß Anton Stoll 1791 ein Stück des trockengelegten Stadtgrabens in der Grabengasse als Gemüsegarten zugewiesen wurde, sogar zu seinem freyen genuß (normalerweise hätte man eine jährliche Abgabe von 27 Kreuzern zahlen müssen).30

Auf dem Gebiet des Weinbaus war Stoll nicht sehr tätig. Wir wissen nur von einem einzigen Weingarten in der Riede Flamming, den seine dritte Frau in sein Eigentum übertrug.31 Ob Stoll je ausgesteckt hat, darf bezweifelt werden, da er ja die längste Zeit kein eigenes Haus hatte.

Eine andere Art des Nebenerwerbs war für die meisten Badener Bürger die Vermietung von Fremdenzimmern und Sommerwohnungen. So mancher übersiedelte während der Fremdenverkehrssaison auf den Dachboden oder in eine Scheune und überließ seine Wohnung zahlenden Gästen. Das Essen kochte die Hausfrau, wenn gewünscht, für Gäste und Familie – jeder Bürger hatte dieses sogenannte “Auskochrecht”. Wieweit auch Anton Stoll seine Dienstwohnung im Schulgebäude im Sommer vermieten konnte, wird noch im Verlauf dieser Arbeit zu diskutieren sein. Sicher war er jedoch eine Anlaufstelle für Musiker-Kollegen, die in Baden Quartier suchten. Das prominenteste Beispiel ist wohl Anna Maria Haydn, des Joseph von Haydn, berühmten Kapelmeister et doctor musicae Gemahlin, die am 20. März 1800 im Haus Baden Nr. 83 (heute Pfarrgasse 5) starb32 – sie hatte also beim Schulmeister persönlich Quartier genommen, denn es ist das Haus, das Anton Stoll seit 1798 gemeinsam mit seiner dritten Frau besaß.33 Sie scheint sich dort so wohl gefühlt zu haben, daß sie sogar zugunsten der Familie Stoll sogar einen eigenen Anhang an ihr Testament verfaßte: Anton Stoll sollte eine goldene Tabakdose bekommen, seine Frau goldene Ohrgehänge, die mit zwei Diamanten besetzt waren und zwei silberne Salzfässer, und Stolls Tochter Antonia gar ein Ostindisch-Muscherlinenes Kleid (Musselinkleid). Bei der Testamentseröffnung am 22. März (in Anwesenheit des verwitweten Komponisten) war Anton Stoll als Zeuge dabei.34

Bis Mai 1805, als der Regens Chori schon an schwerer Wassersucht litt, nahm Familie Stoll noch Sommergäste auf.35

Die Tätigkeit als Chorleiter

Dem Regens Chori und Schulmeister stand zur Zeit Anton Stolls ein jährliches Honorar von 271 Gulden zu. Dazu kamen allerlei Nebengebühren: Für die tägliche Litanei, die er gemeinsam mit dem Mesner musikalisch gestalten mußte, bekam er insgesamt 41 Gulden 12 Kreuzer; die 29 “Stiftsämter”, die zu den normalen Sonntags-Hochämtern dazukamen, brachten 34 Gulden 48 Kreuzer; die musikalische Gestaltung der Prozessionen zu Fronleichnam und am Kirchweihfest trug je 3 Gulden.36

Die Haupttätigkeit des Regens Chori war die Einstudierung und Gestaltung des sonntäglichen Hochamts in der Pfarrkirche – ausdrücklich war er dabei vor die Vocal- und Instrumentalmusic zuständig.37 Als Sänger standen ihm der Mesner und der Hilfslehrer zur Verfügung – schon bei deren Anstellung wurde streng darauf geachtet, daß sie ausreichend musikalisch waren. Ferner gab es zwei Sängerknaben, einen Altisten und einen Diskantisten, für deren Unterhalt und Ausbildung der Regens aus eigener Tasche aufzukommen hatte, das gehörte ausdrücklich zu seinen Dienstpflichten. Seit 1757 bekam er dafür einen Zuschuß von 6 Gulden jährlich, den je zur Hälfte die “Städtische Kommission” in Wien und das Kirchenamt der Stadt Baden übernahm. Der Diskantist hatte überdies seit uralten Zeiten das Recht, einmal jährlich neu eingekleidet zu werden. Dazu steuerte die Stadt jeweils 18 Gulden bei.38 Darüber hinaus scheint der Kirchenchor wie heute aus sangesfreudigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bestanden zu haben, die ihre Kunst um Gotteslohn ausübten.

Als Instrumentalisten standen dem Kirchenchor die Musiker des Türmers zur Verfügung. Kurioserweise war nämlich (überall, nicht nur in Baden) der Thurner keineswegs ein Turmwächter, wie man vielleicht glauben möchte, sondern eine Art Kapellmeister. Diese Rolle des Türmers hatte sich wohl aus den musikalischen Signalen der alten Turmwächter entwikkelt – zur Zeit Stolls war das längst Vergangenheit; als Turmwächter stellte man nun schon seit Jahrhunderten ältere oder kränkliche Leute an, die sonst keine Arbeit leisten konnten.

In Baden war der Türmer zur Haltung von vier Gesellen verpflichtet. Hauptaufgabe dieses städtischen Orchesters war die unentgeltliche Gestaltung des sonntäglichen Hochamts, ihr Geld verdienten die Musiker ausschließlich bei privaten Veranstaltungen.39 Der Türmer, mit dem Anton Stoll zeitlebens zu tun hatte, war Franz Kicker (1734 – 1805), seit 1758 als Bürger und Thurnermeister erwähnt.40 Die Instrumente für den Gottesdienst wurden den Musikern von der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellt, für ihre Aufbewahrung und Wartung war der Regens Chori zuständig. 1793 z.B. durfte Stoll auf das Chor der Pfarrkürchen zwei Geigen zu je 6 Gulden und eine bessere zu 9 – 10 Gulden anschaffen – inklusive Bögen, wie abschließend bemerkt wird.41

Sind wir über die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen des Kirchenchors zur Zeit Anton Stolls in großen Zügen informiert, so sind die Überlieferungen über sein persönliches Wirken als Musiker und Chorleiter mehr als spärlich. Auffallend ist freilich, daß in den 35 Jahren seiner Chorleitung von Seiten der Gemeinde keine einzige Beschwerde über seine musikalischen Leistungen oder seine Menschenführung laut wurde (bei anderen Schulmeistern waren solche Klagen, wie die Ratsprotokolle beweisen, eher die Regel als die Ausnahme). Auch er selbst erhob, im Gegensatz zu den meisten seiner Vorgänger und Nachfolger, nur ein einziges Mal seine Stimme: Als man 1780 eine Zinssenkung bei den angelegten Stiftskapitalien an ihn weitergab, sodaß er fast 20% seiner Nebeneinkünfte verlor, verlangte er einen Ausgleich (er mußte 2 Jahre lang darum kämpfen).42 Stoll scheint also ein konzilianter Typ gewesen zu sein, der mit Obrigkeiten und Mitarbeitern gut auskam.

Einen aufregenden Tag hatte Anton Stoll am 8. März 1779. Damals hatte Baden gerade einen prominenten Badegast, nämlich Erzherzog Maximilian, und dieser bekam noch prominenteren Besuch: Es kamen drei seiner Geschwister, nämlich Kaiser Josef II., Großherzog Leopold von Toscana (der spätere Kaiser Leopold II.) mit seiner Gemahlin Maria Luise und schließlich die Erzherzogin Marie Christine, natürlich alle mit Gefolge. Die hohen Herrschaften nahmen ein frühes Mittagessen im Herzoghof ein, und dann gedachten sie ihrer Musikleidenschaft zu frönen. Um ½ 12 Uhr wurde Regens Chori Anton Stoll mit seinen Sängern ins Herzogbad gerufen, die Instrumente stellten die Habsburger selbst bei. Schnell waren die Rollen verteilt, und nun wurden “einige Messen” des Herrn v. Hofman, Kapellmeister von St. Stephan in Wien (der auch persönlich anwesend war), und des Herrn v. Haydn (leider wissen wir nicht, welcher gemeint ist) aufgeführt. Violoncello spielte der Kaiser, Orgel der Großherzog, und die Violine übernahm Erzherzog Maximilian. Den Gesang steuerten die Badener bei, und er dürfte zufriedenstellend ausgefallen sein, denn der Chorleiter bekam ein Ehrengeschenk von 24 kaiserlichen Dukaten. Um drei Uhr Mittag mußten wir mit Wehemut ansehen, wie diese hohen Gäste unsere Stadt verließen und nach Neustadt weiterreisten, so vermerkt das pfarrliche Gedenkbuch.43

Mit Pfarrer Ignaz Dominik Fröhlich von Fröhlichsburg (1768 – 1783), der sein Amt fast gleichzeitig mit Stoll angetreten hatte, dürfte sich Stoll bestens verstanden haben. Seit 1780 planten die beiden mit großem Optimismus den Bau einer neuen Orgel und konnten die Stadtgemeinde für eine Entscheidung von Format gewinnen: Von den vier eingereichten Projekten wählte man das des Franz Xaver Chrismann, von dem u.a. die berühmte Bruckner-Orgel in St. Florian stammt. Sie wußten wohl nicht, worauf sie sich einließen, denn der Künstler hatte ganz unerträgliche Kaprizen – einmal mußte man ihm sogar eine Eselin mit Jungem nach Admont schicken, denn nur nach einer “Eselin-Milch-Kur” fühlte sich Chrismann im Stande, wieder nach Baden zurückzukehren. Dennoch schafften es Pfarrer und Regens Chori immer wieder, zwischen Stadtrichter und Orgelbauer zu vermitteln. Erst als 1783 ein neuer Pfarrer kam, Dominik Scheyb von Gaubikolheim (1783 – 1799), wurde Chrismann hinausgeworfen, und der Traum von der schönen Orgel war aus. Wahrscheinlich war es Stoll, der sich nun auf die Suche nach einem gebrauchten Werk machte und schließlich die Orgel der aufgehobenen Wiener Dorotheerkirche nach Baden brachte, die bis 1913 in Betrieb blieb und 1987 wiederhergestellt wurde. Jedenfalls nahm der Regens Chori regen Anteil an diesem Projekt und hinterließ einen im Orgelwerk eingeklebten, eigenhändig signierten Zettel, auf dem die Übertragung der Orgel genau dokumentiert ist.44

Stolls Verhältnis zu Pfarrer Scheyb von Gaubikolheim war – vielleicht ohnehin wegen der Orgelaffäre – gespannt. Im September 1792 erteilte der Bürgermeister dem Regens Chori sogar ganz offiziell einen Verweis für sein “unartiges Betragen” gegen den Pfarrer!45

Daß Stoll pädagogisch am Puls der Zeit war, wurde schon erwähnt, und dementsprechend war er, soweit wir sehen, auch bei seiner Gesangsausbildung recht erfolgreich. Ein Hinweis darauf, daß man begabte Kinder auch aus größerer Entfernung zur Ausbildung nach Baden schickte, ist Johann Schenk (1753 – 1836), ein gebürtiger Wr. Neustädter: Er wurde bei Stoll im Generalbaß und als Sängerknabe ausgebildet, lernte gleichzeitig Violine und diverse Blasinstrumente, ging 1774 nach Wien und brachte es dann 1792/93 immerhin zum Lehrer Beethovens.46 Auch die in ganz Mitteleuropa gefeierte Opernsängerin Antonia Haradauer geb. Huber hatte ihre Gesangsausbildung bei Anton Stoll absolviert (kein Zufall: Sie war seine Schwägerin – die jüngere Schwester seiner zweiten Frau).47

Da Stoll in den 35 Jahren seiner Amtsführung kein einziges Mal um eine Gehaltserhöhung ansuchte (und daher auch nie eine bekam), wird man ihm ein gewisses finanzielles Desinteresse nachsagen dürfen. So gilt vielleicht auch für ihn der in Nachrufen so häufige Satz: “Er lebte nur seiner Musik!”

Mozart und Stoll

Bei allen Verdiensten, die sich Anton Stoll als Schulmann und Kirchenmusiker erwarb, muß man sich doch bewußt bleiben, daß er ohne seine Freundschaft mit Mozart heute bestenfalls als Fußnote in einer Schul- oder Musikgeschichte Badens interessant wäre. Deshalb ist hier sein Verhältnis zu Familie Mozart kritisch zu durchleuchten. Dabei verwundert als erstes, daß trotz mehr als 200 Jahren wissenschaftlicher Mozart-Studien über die Datierung von Mozarts Baden-Aufenthalten noch immer nicht das letzte Wort gesprochen ist. Deshalb hier eine möglichst präzise Kurzdarstellung, die auf Mozarts Briefwechsel beruht.

Mozarts Aufenthalte in Baden

  • Am 22. August 1773 verbrachte der 17-jährige Mozart mit seinem Vater und zwei befreundeten Familien einen Sonntag in Baden (Ankunft Samstag, 21. Aug., abends, Abreise Montag, 23. Aug., morgens).48
  • Anfang Juni 1784 begleitete Mozart den Grafen Thun, der seinem in Baden kurenden Vater einen Kurzbesuch abstattete (genaues Datum nicht genannt, Rückkehr über Laxenburg nach Wien noch am selben Tag).49
  • Im Sommer 1784 soll Mozart in Baden einer Aufführung seiner “Entführung aus dem Serail” beigewohnt haben: … erzählte der Schauspieler Hasenhuth von einer merkwürdigen Aufführung in Baden durch die Truppe des Direktors Wilhelm 1783 oder 1784, worin der des Bratschenspiels kaum kundige Hasenhuth selbst die Bratsche übernehmen mußte. Da habe sich plötzlich ein kleiner Mann aus dem Publikum zu ihm gesetzt und mitgespielt. Als er Hasenhuths Stümperei nicht mehr aushalten konnte, habe er am Schluß der Ouvertüre die Bratsche zornig weggeworfen und sei mit dem Rufe: “Der Herr ist ein wahrer Krautesel!” davongelaufen. Da die Oper aber sehr gefiel, so habe Wilhelm seinen Leuten ein Festessen gegeben und dazu auch Mozart eingeladen, dessen Anwesenheit in Baden ihm gemeldet worden war. Entsetzt habe Hasenhuth seinen Mitspieler vom Bratschenpult erkannt, der aber habe ihn mit gutem Humor beruhigt: “Ich war neulich wohl ein wenig unhöflich, aber ich habe Sie nicht gekannt, und der Teufel hätte auch das falsche Kratzen aushalten können!”50
    Das Badener Stadttheater wurde ab Sommer 1784 von der Wilhelm´schen Truppe betrieben,51 auch der Name Hasenhuth scheint in Baden auf, so mag an der Anekdote durchaus etwas Wahres dransein, nur ist sie zeitlich frühestens in den Sommer 1784 einzuordnen.
  • Am 17. Juli 1789 borgte sich Mozart von einem Freund 150 Gulden aus, um einen Kuraufenthalt seiner Frau Konstanze in Baden zu finanzieren. Wann sie die Kur wirklich antrat, ist unbekannt. Mitte August (genaues Datum unbekannt) kam Mozart für wenige Tage auf Besuch nach Baden, schon am 19. August frühmorgens mußte er wegen wichtiger Proben (“Die Hochzeit des Figaro”) nach Wien zurück.52
  • Konstanze Mozart

    Konstanze Mozart

    Ende Mai 1790 kam Konstanze Mozart wieder zur Kur nach Baden. Am 2. Juni schrieb ihr Mozart und erwähnte, daß schon ein Brief von ihm unbeantwortet geblieben war. Das nächste Wochenende unterbrach Konstanze die Kur: Am Samstag, dem 5. Juni, reiste sie zu ihrem Mann nach Wien, am Sonntag, dem 6. Juni, folgte das Ehepaar Mozart zunächst einer Einladung nach Schwechat und dürfte von dort gemeinsam direkt nach Baden weitergereist sein. Mozart berichtete in einem Brief: Ich bleibe aus Oeconomie in Baaden und gehe nur wenn es höchst nothwendig ist herein. Am 12. Juni z.B. war er in Wien, um eine Oper zu dirigieren, und ließ bei diesem Anlaß einen Freund wissen, daß seine Frau noch 60 Mal baden müsse (!) und im “Spätjahr” noch eine weitere Kur brauche. Ob Mozart wirklich bis zum Ende der 60 Bäder seiner Frau in Baden blieb, ist mehr als zweifelhaft.53

  • Ob es zu der angekündigten Spätkur kam, wußte zunächst nicht einmal Mozart selbst, denn er war zur Krönung Kaiser Leopolds nach Frankfurt gereist. Geplant war sie durchaus, denn am 30. September 1790 sagt Mozart ausdrücklich, daß er nicht weiß, ob er seiner Frau nach Wien oder Baden schreiben soll.54 Ein Besuch in Baden ging sich für Mozart in diesem Herbst jedenfalls nicht aus.
  • Ende Mai 1791 bat Mozart den Badener Regens Chori, für seine Frau eine Wohnung in Baden zu suchen. Den ersten Brief nach Baden schrieb er ihr am 4. Juni.55 Vom 8. bis zum 10. und vom 13. bis mindestens 18. / längstens 23. Juni war Mozart auf Besuch in Baden.56 Nach Beendigung der Badekur seiner Frau kam Mozart am 9. Juli nach Baden, um doch noch ein paar schöne Tage bei Dir in Baaden zu verleben. Am 10. oder spätestens 11. Juli kehrten die beiden nach Wien zurück.57
  • Auch 1791 machte Konstanze eine Spätkur. Sie kam am 7. Oktober in Baden an und wurde am 15. von ihrem Mann (mit Sohn Carl) wieder abgeholt. Mozart erklärt, warum er nicht die ganzen acht Tage mit ihr nach Baden gefahren sei: Ich habe aber daraus (gemeint wohl: da draußen – Anm. R.M.) gar keine bequemlichkeit zum arbeiten.58

“Liebster Stoll” – ein Badener als Freund Mozarts

Wo Konstanze Mozart (und daher zwischendurch auch ihr Gemahl) bei den Badekuren 1789 und 1790 wohnte, ist aktenmäßig nicht zu belegen. Doch berichtete Stolls Schwägerin Antonia Huber (verehelichte Haradauer) später, daß sie als zehn- und elfjähriges Mädchen Mozart oft im Hause ihres Schwagers getroffen habe.59

Das alte Schulhaus Pfarrgasse 16 - ein Mozarthaus!

Das alte Schulhaus Pfarrgasse 16 – ein Mozarthaus!

Da Antonia am 11. März 1778 geboren war,60 kommen wir damit in die Jahre 1788/1789 – wahrscheinlich eine kleine Ungenauigkeit der Erinnerung; gemeint müssen wohl die Mozart-Besuche 1789/1790 sein. Bei der Beengtheit der Schulmeisterwohnung klingt es zwar auf den ersten Blick unwahrscheinlich, daß er auch noch Gäste aufnahm – wir wissen ja schon, daß Stoll, seine Frau und die sechs Kinder mit zwei Zimmern, einer Küche und einer Speisekammer auskommen mußten. Doch hören wir im Jahre 1811, daß es langjährige Praxis der Schulmeister war, ihre Dienstwohnung an Badegäste zu vermieten und in der Zwischenzeit in die (kleinere) Dienstwohnung der Hilfslehrer zu übersiedeln, die dann ihrerseits in die Schulräume ausweichen mußten (bevorzugt war das Singzimmer).61 Durchaus denkbar, daß sich gute zwanzig Jahre zuvor auch Stoll solche Rochaden erlaubte – jedenfalls spricht alles dafür, daß das alte Schulhaus Pfarrgasse 16 ein zweites Badener Mozart-Haus ist!

1790 bestand bereits ein Nahverhältnis zwischen Mozart und Stoll. In den wenigen Tagen, die Mozart in Baden war (6. – 11. Juni), studierten die beiden mit dem Kirchenchor eine Mozartmesse ein, die am Sonntag, dem 13. Juni, um 10 Uhr aufgeführt werden sollte.62 Die Zusammenarbeit war so gut, daß Mozart dem Regens Chori das Aufführungsmaterial schenkte. Das läßt sich daraus erschließen, daß er den “liebsten Stoll” Ende Mai 1791 um kurzfristige Überlassung bestimmter Noten (“mit allen Stimmen”) bat und baldige Rückgabe versprach. Um Verwechslungen auszuschließen, fügte er die ersten Takte in den Brief ein, es handelte sich um die Krönungsmesse.63

Daraus wieder läßt sich schließen, daß Stoll von Mozart auch vorher schon Notenmaterial bekommen hatte. Vielleicht hatte es bereits früher gemeinsame Aufführungen gegeben? Vielleicht hatte Stoll den großen Komponisten um authentisches Material für eigene Aufführungen gebeten? Oder vielleicht hatte er die wertvollen Autographen gar als eine Art “Quartiergeld” bekommen?

Sein Versprechen Ich werde sie bald wieder zurückstellen dürfte Mozart übrigens nicht erfüllt haben, denn im Nachlaß Stolls fand sich kein Autograph der Krönungsmesse.64

Der Brief von Ende Mai 1791 hatte es in sich, denn Mozart wollte noch etwas. Stoll sollte eine bequeme Wohnung für seine Frau suchen. Mit den bisherigen Quartieren war Mozart also nicht zufrieden. Das könnte ein Indiz dafür sein, daß Konstanze zuvor wirklich in der Schulmeisterwohnung untergebracht war: Schon weiter oben haben wir vermutet, daß diese nicht sehr gesund war; auch waren die Fenster (wie ebenfalls schon erwähnt) gassenseitig, und eines der Argumente für den Schulneubau 1797/1800 war ausdrücklich die Lärmbelästigung in der Pfarrgasse, der Hauptverkehrsader Badens, gewesen.

Interessant ist auch, daß Mozart bereits konkrete Wünsche hat: das liebste Quartier wäre mir das, welches Goldhahn bewohnt hat, zu ebener Erde, beym Fleischhacker (…) beym Stadtschreiber, wo H. Dr. Alt zu ebener Erde gewohnt hat, wäre es auch recht – aber das vom Fleischhacker wäre allen übrigen vorzuziehen. Es gab in Baden drei Fleischhacker65 – Mozart definierte den gewünschten nicht mit seinem Namen, sondern über Goldhahn, den Geschäftspartner Schikaneders, der im Vorjahr dort gewohnt hatte, wie Stoll anscheinend wußte. Gemeint war daher wohl Stolls Freund, der Fleischhacker Franz Heim in der Pfarrgasse 6, dessen Haus wie gewünscht ebenerdig und ganz in der Nähe des Antonsbades war.66 Das andere Wunschquartier bedurfte eigentlich überhaupt keiner näheren Angaben, denn Stadtschreiber gab es nur einen einzigen, doch wieder erinnerte Mozart an einen gemeinsamen Bekannten, der dort gewesen war, den Dr. Alt. Der einzige (und nicht sehr überraschende) Einblick in das gesellschaftliche Milieu, in dem sich Mozart und Stoll in Baden bewegten!

Stoll tat sein bestes – eine Gedenktafel am heutigen Mozarthof, Renngasse 4, erinnert daran, daß Konstanze Mozart 1791 im Hause des Stadtschreibers Johann Georg Grundgeyer wohnte, das damals den idyllischen Hausnamen “Zum Blumenstock” führte. Keine Gedenktafel dagegen erinnert an das Abenteuer, das der stets zu Scherzen aufgelegte Komponist dort erlebte – nach eingehenden Recherchen schildert es der Universitätsprofessor und Lokalhistoriker Friedrich Bensch folgendermaßen: Im Sommer 1791 kam der junge Leutnant von Malfatti zur Kur nach Baden … Da saß er dann am Fenster und las und schielte dabei über das Buch weg zu einer kleinen, schwarzlockigen jungen Frau, die gegenüber auch ein ebenerdiges Fremdenzimmer bewohnte. Eines Abends, es begann schon zu dämmern, sah er, wie ein feiner, beweglicher Herr an das gegenüberliegende Fenster heranschlich, sich behutsam nach allen Seiten umsah, ob niemand ihn bemerkte, und dann Miene machte, in das Fenster der Dame zu steigen. Schnell humpelte der Leutnant zum Schutz seines hübschen Gegenübers herbei, faßteden Eindringling an der Schulter und fragte barsch: “Was will der Herr da tun? Das ist die Türe nicht!” – “Was will der Herr von mir?”, lautete die Antwort, “ich werde doch wohl in das Zimmer meiner Frau steigen dürfen!” – Es war Wolfgang Amadeus Mozart, der unerwartet von Wien gekommen war, um seine geliebte Constanze zu besuchen und sie nach seiner Weise zu überraschen … (Der Leutnant) erzählte diese Begebenheit später oft, und der Mozartforscher Ludwig Nohl erfuhr sie von Malfattis Neffen, der sie noch von seinem Onkel selbst gehört hatte.67

Aber wir müssen noch ein drittes Mal zu Mozarts Brief von Ende Mai zurückkehren. Mozart beginnt sein Schreiben mit der launigen Anrede: Liebster Stoll! / (seyens kein Schroll) und fügt am Ende ein äußerst schmeichelhaftes Postskriptum an: das ist der dumste Brief, den ich in meinem leben geschrieben habe, aber für Sie ist er Just recht. Und das in einem Brief mit zwei Wünschen, die schnelle und genaue Erledigung erforderten! Aber anscheinend waren die beiden wirklich bereits bestens befreundet, und Mozart konnte damit rechnen, daß Stoll die Anzüglichkeit nicht übelnehmen würde. Auch mit dem Türmer (Kapellmeister) scheint Mozart übrigens in gutem Einvernehmen gestanden zu sein, denn er konnte Konstanze ohne weiteres raten, sich von diesem Wein liefern zu lassen – bezahlen würde irgendwann der Gemahl.68

Wenn Mozart Ruhe zum Arbeiten brauchte, benützte er ein stilles Dachkämmerchen über einem Schuppen des Hauses “Zum Blumenstock”, in dessen Parterre Konstanze residierte. Es gehört zu den Gemeinplätzen der Musikgeschichte, daß Mozart dort am 17. Juni seine berühmte Motette “Ave verum” (KV 618) komponierte und sie dem Regens Chori Anton Stoll widmete. Dieser leitete auch am Fronleichnamstag (23. Juni 1791) die Uraufführung in der Pfarrkirche St. Stephan.69

Da Mozart schon seit Jahren keine geistliche Musik mehr geschrieben hatte, hat man sich Gedanken gemacht, warum es gerade jetzt und gerade in Baden zur Schaffung des “Ave verum” kam. Eine einleuchtende Erklärung könnte sein, daß Stoll den ihm in vieler Hinsicht verpflichteten Mozart um eine neue Komposition für das Fronleichnamsfest gebeten hatte. Für diese Interpretation spricht u.a., daß auch Süßmayr 1792 eine Vertonung des “Ave verum” schuf, ebenfalls für Anton Stoll und ebenfalls für das Fronleichnamsfest.70

Obwohl er nicht viel Zeit hatte, kam Mozart am 9. Juli wieder nach Baden und studierte gemeinsam mit Stoll ein Hochamt ein (Mozarts Messe in B-Dur, KV 275, und Michael Haydns Graduale in B). Dabei gab es einen unliebsamen Zwischenfall. Die Sopranistin des Kirchenchors wollte sich Mozarts Anordnungen nicht fügen, und schließlich jagte sie der Maestro davon. Nun mußte Stolls dreizehnjährige Schwägerin Antonia Huber einspringen. Von ihrem Auftritt war Mozart so begeistert, daß er sie umarmte und küßte und ihr einen Kremnitzer Goldfuchs (eine Art Golddukaten) schenkte – noch 65 Jahre später, als sie zu Mozarts 100. Geburtstag ein Interview gab, klang ihr sein “Brav, Tonerl, recht brav” in den Ohren.71

Wieder schenkte Mozart das Aufführungsmaterial dem befreundeten Regens Chori, doch mußte er Stoll schon am 12. Juli um kurzfristige leihweise Überlassung bitten. Das war ihm furchtbar peinlich: glauben sie nur nicht, daß es so eine Ausflucht seye, die Messe wieder zu haben – wenn ich Sie nicht gerne in ihren Händen wüsste, würde ich sie ihnen nie gegeben haben. – im gegentheile mache ich mir ein vergnügen, wenn ich ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann. Im übrigen war es ein typischer Mozart-Brief Anrede: liebster Stoll! bester knoll! grosster Schroll! bist Sternvoll! – gelt, das Moll thut dir Wohl? Und auf der Rückseite in verstellter Handschrift ein fingiertes Schreiben seines Freundes Süßmayer, für dessen zweifelhaften Humor allein die vorgebliche Adresse des Absenders spricht: Scheishäusel, den 12. Juli.72 Man hat hier interpretiert, dass der Alkohol in der Beziehung der beiden Männer eine gewisse Rolle gespielt hat. Mit dem direkt von Mozart angesprochenen Moll (dem Weichen) ist sicherlich der Wein gemeint.73 Vielleicht darf man sich wirklich die eine oder andere wüste Heurigensitzung von Mozart, Stoll & Co. vorstellen, bei der die schlechten Witze nur so flogen. Der Betrieb des Türmers Franz Kicker in der Antonsgasse 15 (dessen Wein Mozart seiner Frau im Frühjahr empfohlen hatte) wäre als Schauplatz leicht vorstellbar.74 Oder vielleicht führte Stoll seinen prominenten Gast gelegentlich in den Gebürgsweinkeller seines Freundes Franz Heim aus (heute Welzergasse 10).75 Beide Schanklokale lagen in der Vorstadt, außerhalb der Stadtmauer, deren Tore bei Einbruch der Dunkelheit gesperrt wurden. Sicher verpaßte die lustige Gesellschaft das eine oder andere Mal die Torsperre. Aber dafür gab es ja das “Lumpentürl”: ein kleines Tor in einer dunklen Ecke der Grabengasse, wo man gegen ein geringes Sperrgeld jederzeit Einlaß fand!

Aber vielleicht sollte man gar nicht so viel von Alkohol reden. Könnte es nicht auch ein Schlüssel zum Verständnis von Mozarts skurrilem Humor sein, daß es ihm peinlich war, als Bittsteller auftreten zu müssen (überhaupt, wo er doch seinerzeit die Krönungsmesse nicht zurückgegeben hatte), sodaß er durch krampfhafte Lustigkeit kompensieren mußte?

Von Anfang an waren sich die Badener bewußt, welche Auszeichnung Mozarts Wirken für ihre bescheidene Stadt bedeutete. Das Mozartstübchen, in dem er das “Ave verum” komponiert hatte, wurde sogleich zum Wallfahrtsort, und als es 1885 einem Neubau weichen mußte, kamen die Tür, das Fenster und das Stiegengeländer ins Städtische Rollettmuseum (heute nicht mehr erhalten). Auch das Manual der Orgel, das Mozarts Hände geheiligt hatten, wurde durch alle Umbauten hindurch pietätvoll bewahrt und bei der Revitalisierung des Jahres 1987 wieder spielbar gemacht.76

Im Herbst weilte Konstanze wieder zur Kur in Baden und bezog ihr voriges Quartier beim Stadtsyndikus Grundgeyer. Mozart kam nicht mit – er entschuldigte sich damit, daß er in Baden keine bequeme Arbeitsmöglichkeit habe (in Grundgeyers Dachstübchen hatte er sich also nicht wohlgefühlt). Brieflich lud er Stoll zu einer Aufführung der “Zauberflöte” am 11. Oktober nach Wien ein.77 Ob Stoll dieser Einladung folgte, wissen wir nicht.

Das Als Mozart seine Frau am 15. Oktober von Baden abholte, gab es noch ein Abschiedsessen im Casino, heute Hauptplatz 16, Sparkassengebäude, wie Mozart tags zuvor versprochen hatte: dann gehen wir alle zusammen auf das Casino.78 Zu “wir alle” gehörte wohl auch Freund Stoll, obwohl es keinen Beleg dafür gibt. Soviel wir wissen, war der Brief vom 9. oder der Abschied am 15. Oktober der letzte Kontakt zwischen den beiden Freunden, denn am 5. Dezember 1791 starb Mozart.

Die Nachfolger Anton Stolls

Nach dem Tode Stolls am 30. Mai 1805 wurden Kirchenchor und Schule zunächst getrennt. Den Chor führte Stolls Witwe Anna weiter. Sie hatte offensichtlich nicht nur die Organisation, sondern auch die musikalische Leitung der Kirchenmusik übernommen, denn bis 31. März 1806 erhielt sie das volle Gehalt eines Regens Chori. Das beweist eine ganze Handvoll Empfangsbestätigungen, die sie selbstbewußt mit “Anna Stoll, Regens Chorin” (!) unterschrieb.79 Die notwendigen Kenntnisse hatte sie wohl durch jahrelange Praxis als Chorsängerin erworben, denn, wie wir gesehen haben, bildete Stoll durchaus auch Mädchen als Sängerinnen aus.

Als Schulmeister bestellte die Stadtgemeinde einen gewissen Joseph Schellhammer, der damals erst zwanzig Jahre alt war. Daß die provisorische Bestellung im Eilzugstempo erfolgte, ist verständlich, sollte doch ein möglichst nahtloser Übergang im Schulbetrieb erfolgen; auch entschuldigte man sich später damit, daß man zwei unaufschiebbare Kriminalfälle zu behandeln gehabt hätte, sodaß für den Schulmeister keine Zeit blieb. Trotzdem wären dabei zumindest die grundsätzlichen gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten gewesen, und eine Definitivstellung hätte überhaupt erst später erfolgen dürfen. So erwies sich Schellhammers Bestellung als Schnellschuß, der nach hinten losging: Erstens hatte man in der Eile vergessen, die Zustimmung des Pfarrers einzuholen, der hier ein Mitspracherecht hatte. Und zweitens stellte sich heraus, daß der neue Mann kein gültiges Lehrer-Zeugniß hatte.

Das Kreisamt wollte der Stadt nicht in den Rücken fallen und ließ Schellhammer gnadenhalber zu einer Lehramtsprüfung antreten. Allerdings fiel der Kandidat wegen Abganges der erforderlichen Kenntnisse durch, und zwar so gründlich, daß das Kreisamt eine Wiederholung der Prüfung für aussichtslos hielt.

Am 12. September 1805 traf daher auf dem Wege des Kreisamtes die Aufforderung der “Landesstelle” ein, binnen 14 Tagen gemeinsam mit dem Pfarrer eine geeignete Person aus dem Kreise der anderen Kandidaten auszuwählen.

Wieder einmal reagierte die Gemeinde nicht. Am 8. Oktober begann Pfarrer Euseb Glabogger zu drängen, vor allem in Hinblick auf den nahenden Beginn des Schuljahres (das damals nach der Weinlese begann). Am 10. Oktober ordnete daher das Kreisamt an, binnen 24 Stunden einen neuen Schullehrer zu benennen, doch hatte inzwischen Schellhammer beim kaiserlichen Hof Berufung eingelegt und konnte daher nicht aus dem Dienst entfernt werden (durfte sich jedoch vorläufig nur “Schulgehilfe”, auf keinen Fall aber “Lehrer” nennen). Am 1. April 1806 traf schließlich die endgültige Entscheidung ein:

  • Schellhammer ist für seinen kühnen Hofrekurs und die anzüglichen und vermessenen Ausdrücke vom Kreisamt ein strenger und eingreifender Verweis zu ertheilen.
  • Dem Magistrat der Stadt Baden ist sein unordentliches, gesetzwidriges und anmaßendes Benehmen, ebenfalls durch das Kreisamt, mit Nachdruke zu verheben.
  • Die Funktionen des Regens Chori und des Schullehrers werden wieder zusammengelegt.
  • Neuer Schullehrer und Chorregent von Baden wird auf Vorschlag des Pfarrers der Lehrer der dritten Klasse an der Hauptschule zu Klosterneuburg, Leopold Maglo, welcher nach den beygebrachten Zeugnissen mit seiner erprobten Lehrfähigkeit eine ausgezeichnete Geschiklichkeit in der Musik verbindet.80

Man dürfte es den neuen Schulleiter fühlen haben lassen, daß er nicht der Wunschkandidat der Stadtgemeinde war, denn vor Schulbeginn 1812 erwog er ernstlich einen Diensttausch mit dem Lehrer Josef Pichler in Poysdorf.81 Schließlich konnte er sich aber durchsetzen und blieb bis zu seinem Tod am 6. August 1836 im Amt.

Sein Nachfolger wurde für die nächsten Jahrzehnte der legendäre Franz Deifl.82 Eine interessante Persönlichkeit, doch liegt sein Wirken bereits außerhalb des Rahmens unserer Forschungen, denn zu dieser Zeit hatte sich das Erbe Anton Stolls längst verflüchtigt.

Die Mozart-Autographen Stolls

Angeblich war Anton Stoll im Besitz einer Originalsynfonie von Mozart, doch ist darüber nichts Genaueres bekannt.83 So erfahren wir im Jahre 1800 von Konstanze Mozart, die damals mit der “Aufarbeitung” von Mozarts Nachlaß beschäftigt war – weniger in wissenschaftlicher als in kommerzieller Hinsicht. In diesem Zusammenhang bat sie auch Anton Stoll um die Überlassung von Mozarts Briefen. Stoll versprach ihr die Erfüllung der Bitte.84 Er dürfte sein Versprechen gehalten haben, denn von Mozart-Briefen im Nachlaß Stolls ist nirgends die Rede. Auch über die angebliche Originalsymphonie ist bis heute nichts Näheres bekannt.

Konkreteres wissen wir über die geistliche Musik. Wie schon oben gelegentlich erwähnt, schenkte Mozart seinem Freund Stoll verschiedene Aufführungsmaterialien, und das Ave Verum wurde ihm sogar ganz persönlich gewidmet. Was ist aus diesen Autographen geworden?

Dazu ist zunächst festzuhalten, daß Stoll die Mozart-Autographen als persönliches Eigentum bei sich zuhause aufbewahrte und sie nicht etwa ins Notenarchiv des Kirchenchors einreihte. Zum Glück! Denn dieses Archiv war im Pfarrhof aufgestellt und wurde gemeinsam mit diesem ein Opfer des Stadtbrandes vom 26. Juli 1812.85

Das weitere Schicksal von Stolls Mozart-Autographen ist gut erforscht. Hier eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse nach den einschlägigen Noteneditionen:86

Insgesamt sechs Mozart-Autographen waren im Besitz Anton Stolls:

  • die Missa brevis in B, KV 275 (272b)
  • die Motette “Ave verum corpus”, KV 618
  • die Missa solemnis in C-Dur, KV 33787
  • “Dixit et Magnificat”, KV 193 (186g)
  • die Missa brevis, KV 194 (186h)
  • das Offertorium de venerabili sacramento “Venite populi”, KV 260 (248a).88
Besitzvermerken versah: Ex rebus Joseph Schellhamer

Besitzvermerken versah: Ex rebus Joseph Schellhamer

Diese sechs wertvollen Stücke wurden von der Witwe Stolls an den Kurzzeitschulmeister Joseph Schellhammer (1785 – 1864) weitergegeben, der sie mit Besitzvermerken versah: Ex rebus Joseph Schellhamer.89

Woher das offensichtlich gute Verhältnis zwischen der uralten “Regens Chorin” und dem blutjungen Möchtegern-Schulmeister kam, wissen wir nicht. Vielleicht war er in Baden als Sängerknabe groß geworden und hatte in einem “patriarchalischen” Verhältnis zu Stoll gestanden, das sich auf seine Witwe fortsetzte? Jedenfalls überließ Anna Stoll die Mozart-Autographen 1805/1806 dem jungen Lehrer und nicht ihren Stiefkindern, die damals noch am Leben waren und sicher ein größeres Anrecht darauf gehabt hätten.90

Nach seiner Niederlage im Kampf um die Schulmeisterstelle dürfte Schellhammer (mit den Mozart-Autographen im Gepäck) Baden verlassen haben. Anscheinend fand er Gelegenheit, die verpatzte Lehramtsprüfung nachzuholen, denn 1836 – 1850 war er Direktor der Hauptschule in Leoben.91

Mit seiner Direktorenpension scheint Schellhammer nicht ausgekommen zu sein, denn 1854 ließ er Teile seiner Musikaliensammlung versteigern – das Gustostückerl dabei war Mozarts B-Dur-Messe KV 275 (272b), deren Original seitdem verschollen ist.92

Ähnlich ging es dem gleichnamigen Sohn Joseph Schellhammer jun. (1817 – 1881) nach dem Tod seines Vaters. 1864 verkaufte er die verbleibenden Mozart-Autographen um 365 Gulden an Köchel; in einer Art Tagebuch vermerkt er: Ich trennte mich wohl hart von diesen Kleinodien, die mein sel. Vater ungefähr im Jahre 1804 oder 1805 von der Witwe des damaligen Regenschori der Stadtpfarrkirche in Baden bei Wien H. Anton Stoll, einem guten Freunde Mozarts, bekam und also an 64 Jahre in unserem Besitze waren. Nur unsere mißlichen Verhältnisse nöthigten mich zum Verkaufe.93 Köchel wußte, was er der Nachwelt schuldig war, und vermachte seine Mozart-Autographen der Kaiserlich-königlichen Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek), wo sie seit 1877 zu den größten Schätzen der Musiksammlung gehören.94

Text: Dr. Rudolf Maurer

Quelle: Rudolf Maurer: Anton Stoll – Der Badener Schulmeister und sein Freund Mozart, Katalogblatt Nr. 57 des Rollettmuseums Baden, Baden 2006. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der “Städtischen Sammlungen Baden (Rollettmuseum)”.

1 Stadtarchiv Baden (= StA B), Ratsprotokoll 1766 – 1780, 72r.
2 Pfarrarchiv Baden St.Stephan, Sterbbuch tom. VII, fol. 182.
3 StA B GB 381/1805. – Umzeichnung Barbara Märzweiler, 2006.
4 In: Sonntags-Blatt, Beiblatt zur Neuen Salzburger Zeitung, Nr. 5 vom 3. II. 1856.
5 Ratsprotokoll 1766 – 1780, 72v.
6 Traubuch tom. VI, fol. 56.
7 StA B, GB 388/1800 (Kreisschreiben von 1800 April 4).
8 Sterbbuch tom. VI, fol. 130.
9 Taufbuch tom. VI, fol. 232, 246, 258, 274, 284.
10 Sterbbuch tom. VI, 169, 173.
11 Vgl. Rudolf MAURER, “… ein Continuum mit Baaden”. Schloß und Herrschaft Gutenbrunn (1291 -2001) (= Katalogblätter des Rollettmuseums Baden, Nr. 36, Baden 2001), 74.
12 Traubuch tom. VI, fol. 91.
13 Sterbbuch tom. VI, fol. 192, 195.
14 Taufbuch tom. VII, fol. 309, 326, 376, 401.
15 Sterbbuch tom. VII, fol. 81, 95.
16 Allgemeine deutsche REAL=ENCYCLOPÄDIE für die gebildeten Stände (Conversations-Lexikon) (8. Auflage Leipzig bei F.A. Brockhaus, 1833), s.v. Atrophie.
17 NÖLA, Dienstbuch Rauhenstein 1769, S. 77. – Vgl. NÖLA, Gewährbuch Pfarre Baden F, 253r, 265v; Gewährbuch Hellhammerhof F, 109r, 132r.
18 Sterbbuch tom. VII, fol. 182.
19 REAL=ENCYCLOPÄDIE wie oben, s.v. Wassersucht.
20 StA B, GB 387/1775 (Schreiben der Nö. Landesregierung von 1775 Juni 13).
21 StA B, GB 387/1775 (Schreiben der Städt. Kommission von 1775 Okt. 25). – Ratsprot. 1766 – 1780, 128v, 149v. – StA B, GB 387/1778 (Schreiben an die Städt. Kommission von 1778 Dez. 17).
22 StA B, GB 387/1776 (Kreisschreiben von 1776 Nov. 5).
23 StA B, GB 387/1778 (Kreisschreiben von 1778 Okt. 20).
24 StA B, GB 387/1779 (Kreisschreiben von 1779 Feb. 3).
25 StA B, GB 387/1791 (Kreisschreiben von 1791 Mai 28).
26 StA B, GB 387/1792 (Kreisschreiben von 1792 Dez. 6).
27 StA B, GB 387/1797 (Kreisschreiben von 1797 Juli 31).
28 GB 388/1800 (Kreisschreiben von 1800 April 4). – Zur unendlichen Geschichte dieses Schulneubaus vgl. StA B, GB 388/1795-1801.
29 Zusammenfassung nach: Hermann ROLLETT, Beiträge zur Chronik der Stadt Baden, Bd. 3/1890, 100-104. – Erst 1821 wurde die Zahl der Klassen und Lehrer auf vier erhöht – bei 511 Schulpflichtigen!
30 NÖLA, Gewährbuch der Stadt Baden 1683, 30v.
31 NÖLA, BG Baden 21/5 (Gewährbuch Augustiner D), 11r, 51r, 62r.
32 Sterbbuch tom. VII, fol. 113.
33 Die verbreitete Meldung, daß Frau Haydn in einem Stübchen über dem Wienertor gestorben sei, ist irrig. Das Mißverständnis entstand daraus, daß das Sterbbuch angibt, Frau Haydn sei “bey Wienerthor Nr. 83” verstorben. Das heißt aber nicht, daß das Wienertor die Hausnummer 83 hatte, sondern gibt die Gegend an, in der das Haus Nr. 83 zu suchen ist! Der Vergleich der Schematismen ergibt zweifelsfrei, daß das damalige Haus Nr. 83 der heutigen Adresse Pfarrgasse 5 entspricht.
34 Robert Franz MÜLLER, Heiratsbrief, Testament und Hinterlassenschaft der Gattin Joseph Haydns (MS in der Musiksammlung der Österr. Nationalbibliothek, Fonds 56 Müller/34), 6f. – Abgedruckt in: “Die Musik”, Jg. 22 / 1. Halbjahresband, 93ff. – Frdl. Hinweis Dr. Alfred WILLANDER, dem dafür herzlich gedankt sei!
35 Da die gedruckten Kurlisten der Stadt Baden erst 1805 einsetzen, kennen wir nur den letzten namentlich: Salomon Löw, Bestandmann von Bogotin, wohnet bey Herrn Stoll in der Pfarrgasse Nro. 85, Ankunft 12. May (Kurliste 1805, Nr. 49). – Um etwaiger Verwirrung vorzubeugen: 1805 wurde Stolls Haus auf Nr. 85 umnumeriert!
36 StA B, Kirchenamtsrechnung 1774 und folgende.
37 StA B, GB 381/1780.
38 StA B, Ratsprot. 1692, 63r, 78v; und: GB 381/1757 u.v.a.
39 Ratsprot. 1722 – 1737, 409r.
40 Taufbuch tom. III, fol. 128; Sterbbuch tom. VII, fol. 191. – NÖLA, Grundbuch Hellhammerhof 1729, 12r.
41 Ratsprot. 1792 – 1800, 9r.
42 StA B, GB 381/1780 – 1782.
43 Pfarrarchiv Baden St. Stephan, Protokoll-Buch 1760, sub dato.
44 Zusammenfassung nach: Rudolf MAURER, “Weil ein solches Werckh der Stadt wohl stundte …” Geschichte der Orgeln unserer Pfarrkirche. In: Pfarrkirche Baden St. Stephan. Festschrift zur Orgelweihe (Baden 1987), 8-17.
45 Ratsprotokoll 1782 – 1800, 4v.
46 Josef MAYER, Geschichte von Wr. Neustadt, Bd. II/2 (Wr. Neustadt 1928), 273. – Paul ANGERER. In: http://www.haydn-gesellschaft.at/komponisten.htm (abgefragt von Martin Melcher 2005 Okt. 29 – danke!).
47 ROLLETT, Chronik 8/1895, 65f.
48 Briefe Leopold Mozarts an seine Frau vom 21. und 25. Aug. 1773, DEUTSCH/BAUER Nr. 291, 292. Zitiert nach: Viktor WALLNER, Wolfgang Amadeus Mozart und Baden (= Neue Badener Blätter, Jg.2/Nr.4, Baden 1991), 34f. – Vgl. auch: Alfred WILLANDER, Musikgeschichte der Stadt Baden (Baden 1980), 20.
49 Brief Mozarts an seinen Vater vom 9. Juni 1784, DEUTSCH/BAUER Nr. 797. Zitiert nach: WALLNER, 38.
50 Hermann ABEL, 6. Auflage von Otto Jahns “Mozart” (Leipzig 1923). Zitiert nach: WALLNER, 77.
51 Otto SCHINDLER, Theatergeschichte von Baden bei Wien im 18. Jh. (Wien Diss. 1971), 226.
52 Briefe Mozarts an Michael Puchberg vom 17. Juli 1789 und an seine Frau von Mitte August und vom 19. Aug. 1789, DEUTSCH/BAUER Nr. 1106, 1110, 1111. Zitiert nach: WALLNER, 39f. – Hier hat sich in der Literatur Verwirrung eingeschlichen: Als Datum des Mozart-Aufenthalts wird 15.-18. Juli angegeben; der Brief vom 19. August muß dann mit einem zweiten Besuch Mozarts erklärt werden; so zuletzt: WILLANDER, 29. – WALLNER, 24, verlegt auch die Probe in den Juli. Beide Deutungen sind nach Wortlaut und Datierung der Briefe unmöglich.
53 Briefe Mozarts an Konstanze vom 2. Juni und an Michael Puchberg vom 12. Juni 1790, DEUTSCH/BAUER Nr. 1129, 1130. Zitiert nach: WALLNER, 41.
54 Brief Mozarts an Konstanze vom 30. Sept. 1790, DEUTSCH/BAUER Nr. 1136. Zitiert nach: WALLNER, 42.
55 Briefe Mozarts an Stoll von Ende Mai und an Konstanze vom 5. Juni 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1153, 155. Zitiert nach: WALLNER, 43.
56 Briefe Mozarts an Konstanze vom 7., 11., 12. und 24/25. Juni 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1159, 1160, 1161, 1167. Zitiert nach: WALLNER, 45-48.
57 Briefe Mozarts an Konstanze vom 5. und 9. Juli sowie an Stoll vom 12. Juli 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1180, 1187, 1188. Zitiert nach: WALLNER, 52, 55, 56.
58 Briefe Mozarts an Konstanze vom 7./8. und 14. Okt. 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1193, 1196. Zitiert nach: WALLNER, 57-60.
59 In: Sonntags-Blatt, Beiblatt zur Neuen Salzburger Zeitung, Nr. 5 vom 3. II. 1856.
60 Taufbuch tom. VI, fol. 291.
61 StA B, Ratsprot. 1811, Sitzung vom 22. Jänner.
62 Brief Mozarts an Konstanze vom 12. Juni 1790, DEUTSCH/BAUER Nr. 1130. Zitiert nach: WALLNER, 41. – Vgl. Hermann GROTEFEND, Taschenbuch der Zeitrechnung (12. Aufl., Hannover 1982).
63 Brief Mozarts an Stoll von Ende Mai 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1153. Zitiert nach: WALLNER, 43.
64 Vgl. Kapitel “Die Mozart-Autographen Stolls”.
65 ROLLETT 4/1891, 48.
66 Franz Heim war von 1763 bis 1798 Besitzer des Hauses Pfarrgasse 6 (NÖLA, Gewährbuch C der Pfarre Baden, 203r, 263r).
67 Friedrich BENSCH, Baden bei Wien. Geschichten aus der Geschichte (Budapest 2002), 18 (nach: Ludwig NOHL, Denksteine aus dem Leben berühmter Tonkünstler, Leipzig 1882, 179).
68 Brief Mozarts an Konstanze vom 3. Juli 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1176. Zitiert nach: WALLNER, 50.
69 WILLANDER, 29. – WALLNER, 28.
70 Günter BROSCHE, Einführung. In: Wolfgang Amadeus MOZART, Ave verum corpus. KV 618. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat der Originalhandschrift Mus.Hs. 18.975/3 der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Graz o.J.), 7.
71 Brief Mozarts an Stoll vom 12. Juli 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1188. Zitiert nach: WALLNER, 56. – ROLLETT 8/1895, 65f. – Die gesamte Literatur überliefert, daß Antonia zum Zeitpunkt ihres Einspringens erst elf Jahre alt gewesen sei, was auf ihren Erinnerungen beruht, die sie anläßlich Mozarts 100. Geburtstages in einem Interview bekanntmachte. Der hier schon mehrfach zitierte, wichtige Text lautet wörtlich: In Gratz lebt, wie der “Aufm.” erzählt, eine Schülerin Mozarts, Frau Antonia Haradauer, geb. Huber. Ihr Vater war ein Dobelhoff´scher Herrschaftsbeamter zu Baden bei Wien. Sie traf im Hause ihres Schwagers, des Chorregenten Joseph Stoll, zu Baden als 10- und 11jähriges Mädchen mit Mozart oft zusammen. Es ereignete sich nun, daß einmal eine neue Mozart´sche Messe gegeben werden sollte und daß die renomirte Sängerin, der der Sopranpart darin übertragen war, eigensinnig blieb und sich den Vorschriften des Meisters nicht fügen wollte. Mozart machte bei solchen Anlässen kurzen Prozeß, jagte auch diesmal die Widerspänstige auf und davon und übertrug die Partie seinem Lieblinge, der kleinen Antonia Huber. Durch eine Woche studirte Mozart unverdrossen mit dem Kinde, und da jener nicht an Geduld, dieses nicht an Fleiß fehlen ließ, so war das Resultat ein äußerst günstiges, d.h. Mozart war äußerst befriedigt über das Gelingen seiner Messe, umarmte die Kleine nach der Aufführung, küßte sie mit einem von Herzen kommenden: “Brav, Tonerl, recht brav”, und schenkte ihr einen Kremnitzer Goldfuchs (in: Sonntags-Blatt, Beiblatt zur Neuen Salzburger Zeitung, Nr. 5 vom 3. II. 1856). Ein Blick in die Badener Pfarrmatriken bringt jedoch zu Tage, daß Antonia zum Zeitpunkt dieser Sternstunde bereits 13 Jahre alt war.
72 Brief Mozarts an Stoll vom 12. Juli 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1188. Zitiert nach: WALLNER, 56.
73 BROSCHE, 7.
74 Zur Lokalisierung des Hauses: NÖLA, BG Baden 17/12 (Grundbuch Hellhammerhof F), 61r, 127v.
75 Vgl. NÖLA, BG Baden 20/4 (Grundbuch Gaming), 421r.
76 WALLNER, 102. – Festschrift zur Orgelweihe, 19.
77 Brief Mozarts an Konstanze vom 8./9. Okt. 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1193. Zitiert nach: WALLNER, 58. – Im Jahre 1914 versuchte Paul Tausig, die zweifelhafte Anekdote, nach der ein Fleischhauer/Flecksieder Rindum in Baden Frau Mozart gratis Kost, Quartier und eine “Gekrösebäder-Kur” verabreicht habe, auf Konstanzes Herbstkur 1791 zu beziehen (Paul TAUSIG, Mozarts Beziehungen zu Baden. Sonderdruck nach: Badener Zeitung 1914 / Nr. 55-57). Durch die Adresse des oben zitierten Briefes (bey Hr: Stadt=sindicus abzugeben) ist jedoch Konstanzes Quartier eindeutig angegeben, und damit sind auch Paul Tausigs Überlegungen hinfällig.
78 Brief Mozarts an Konstanze vom 8./9. Okt. 1791, DEUTSCH/BAUER Nr. 1193. Zitiert nach: WALLNER, 58.
79 StA B, GB 381/1805, 1806.
80 StA B, GB 387/1805, 1806 (Kreisschreiben von 1805 Sept. 12; Schreiben des Pfarrers ans Kreisamt von 1805 Okt. 8; Kreisschreiben von 1805 Okt. 10 und 23, sowie 1806 April 1).
81 Ratsprot. 1812, sub datis 16.IX., 19.IX., 2.XII., 5.XII.
82 ROLLETT 3/1890, 16.
83 BAUER/DEUTSCH, Nr. 1299. Zitiert nach: WALLNER, 60.
84 BAUER/DEUTSCH, Nr. 1319. Zitiert nach: WALLNER, 61.
85 Alfred WILLANDER, Das Kirchenmusikarchiv der Stadtpfarrkirche St.Stephan zu Baden. Mit Beiträgen zu einer Musikgeschichte der Stadt Baden (Wien Diss. 1972), II. – Dieses Archiv wurde in der Besatzungszeit 1945-1955 vollkommen verwüstet und schließlich 1966 an die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek verkauft.
86 Jochen REUTTER, Vorwort. In: Bernhard JANZ (Hg.), Wolfgang Amadeus Mozart. Missa brevis in B (Klavierauszug Paul Horn, Stuttgarter Mozart-Ausgaben Urtext, o.J.). – Günter BROSCHE, Einführung. In: Wolfgang Amadeus MOZART, Ave verum corpus. KV 618. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat der Originalhandschrift Mus.Hs. 18.975/3 der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Graz o.J.), 5-9.
87 Ein hübsches Testimonium für Arbeit in Stolls Notenarchiv kam im Jänner 2006 mit dem Nachlaß des Regens Chori Bernhard Nefzger ins Stadtarchiv Baden: die Orgel-, Sopran- und Alt-Stimmen der Missa Solemnis in C (KV 337) mit folgendem Vermerk: Diese schöne Messe schrieb H. Ambros Rieder, Regenschori zu Perchtoldstorf, aus dem eigenhändigen Manuscripte unsers unsterblichen W.A. Mozart´s im Jahre 1797 ab. W.A. Mozart componirte diese Messe im März 1780 zu Salzburg und verehrte sie H. Stoll, Regenschori zu Baden, als Eigenthum. (Gezeichnet:) Al. Hierz. Die Abschriften Rieders dürften zur Zeit des Al. Hierz bereits unbrauchbar gewesen sein, denn er kopierte zumindest die drei genannten Stimmen neu; die Orgelstimme ist datiert: am 13. März 857.
88 Aufzählung nach REUTTER, wie oben, und BROSCHE, 9.
89 BROSCHE, 8.
90 Vgl. die eingangs angeführten Lebensdaten.
91 BROSCHE, 8.
92 BAUER/DEUTSCH IXf., zitiert nach: REUTTER.
93 Hellmut FEDERHOFER, Mozart-Autographe bei Anton Stoll und Joseph Schellhammer. In: Mozart-Jahrbuch 1962/63, 24-31. Zitiert nach: BROSCHE, 8f.
94 BROSCHE, 9.